Anthony Modeste im Trikot von Borussia Dortmund

Rückkehr nach Köln Warum Anthony Modeste beim BVB schwächelt

Stand: 28.09.2022 14:03 Uhr

In jedem zweiten Spiel ein Tor - von dieser überragenden Quote aus Kölner Zeiten ist Anthony Modeste bei Borussia Dortmund weit entfernt. Auch ein Blick auf die Statistik-Details in der Fußball-Bundesliga zeigt: Modeste hinkt den Erwartungen beim BVB deutlich hinterher.

Jetzt steht vor seiner emotionalen Rückkehr nach Köln-Müngersdorf am 8. Spieltag (Samstag, 15.30 Uhr, Live-Audio und Live-Ticker auf sportschau.de) sein Stammplatz zur Diskussion.

Wenn es nach Volkes Stimme im Internet geht, dann müsste Youssouffa Moukoko im Sturmzentrum beginnen. Der 17-Jährige hat sich mit seinem Tor zum Derby-Sieg gegen den FC Schalke 04 (1:0) beliebt gemacht. Er traf als Joker, nachdem er in der 64. Minute Modeste ersetzt hatte.

Modestes enttäuschende Bilanz

Dieser hatte zum achten Mal in der Startelf gestanden (sechs Mal Bundesliga, zwei Mal Champions League) und zum siebten Mal enttäuscht. Lediglich ein Tor, der Siegtreffer gegen Hertha BSC (1:0) am 4. Spieltag, steht auf seinem Zettel.

Das ist zu wenig für den Stürmer, der den erkrankten Sebastian Haller ersetzen sollte. Der wiederum galt als Sturmhoffnung nach dem Verkauf von Erling Haaland.

Für Kölns Trainer Steffen Baumgart ist Modestes Ladehemmung erklärbar. Beim FC habe die Mannschaft hinter ihm dafür gesorgt, das Modeste in der vergangenen Saison mit 20 Toren glänzen konnte. "Wir haben uns ganz viele Torchancen erarbeitet - deshalb war einer wie Tony Gold wert", sagte Baumgart.

Deutlich weniger Flanken beim BVB

Die Daten stützen Baumgarts These. Der FC hat Strafraumstürmer Modeste in der vergangenen Saison immer wieder gefüttert, schlug mehr Flanken als jedes andere Team, 15 pro Partie. Modeste erzielte zehn seiner 20 Tore per Kopf, sechs davon nach Flanken - auch das waren jeweils Liga-Bestwerte.

Der BVB dagegen setzt eher auf ein schnelles Kombinationsspiel, mit dem Modeste sichtbar und wenig überraschend fremdelt. Nur neun Flanken pro Spiel fliegen in den Strafraum, also sechs weniger als zuletzt beim FC.

Die Folge: Modeste gab nur 1,5 Torschüsse pro Spiel ab - im Vorjahr in Köln waren es 3,4. Er ist seltener am Ball (21 zu 26), gewinnt weniger Zweikämpfe (38,4 Prozent zu 44 Prozent) und hat eine schlechtere Passquote (58 Prozent zu 69 Prozent).  

Modestes Daten
1. FC Köln 2021/22 BVB 2022/23
Tore pro Spiel 0,63 0,13
Minuten für ein Tor 131 498
Torschüsse pro Spiel 3,4 1,5
Torschussvorlagen pro Spiel 0,59 0,25
Ballbesitzphasen/90 Min. 26 21
Zweikämpfe gewonnen (%) 44 38,4
Laufstrecke/90 Min. (km) 9,5 9,4

Wechselhafte Karriere

Modestes Karriere ist von wechselhaften Leistungen geprägt. Beim 1. FC Köln erlebte er unter Trainer Peter Stöger die Blütezeit. Er schoss ein mittelmäßig besetztes Team mit 15 Toren auf Platz neun (2016) und dann mit 25 Toren in die Europa League (2017).

Daraufhin wechselte Modeste nach China, was seinen Geldbeutel füllte und seine Form ruinierte. Nach juristischem Streit um Gehaltszahlungen und einigen Monaten ohne Spielpraxis kehrte nach eineinhalb Jahren im Winter 2018/19 nach Köln zurück.

Doch der Trainingsrückstand, Verletzungen und wechselnde Trainer trugen dazu bei, dass Modeste in ein tiefes Formloch fiel. Auch die Leihe in seine französische Heimat in der Rückrunde 2021 brachte keine Besserung - Modeste blieb in sieben Spielen für AS Saint-Étienne torlos.

Anthony Modeste im Dress von St. Etienne

Modeste im Trikot von Saint-Étienne

Wichtige Rückendeckung der Trainer

Umso erstaunlicher war, dass Modeste im Alter von 33 Jahren in der vergangenen Saison noch einmal aufblühte. Er hatte an der Fitness gearbeitet und die komplette Vorbereitung verletzungsfrei absolviert. Trainer Baumgart setzte auf ihn, in den ersten fünf Saisonspielen traf Modeste vier Mal - die mentale Verunsicherung wich, das Selbstvertrauen wuchs.

Anthony Modeste (l.) mit Steffen Baumgart während seiner Zeit beim 1. FC Köln

Erfolgreiches Duo: Modeste (l.) und Baumgart

Auch in Dortmund hat Modeste die für ihn so wichtige Rückendeckung des Trainers. Edin Terzic verteidigt ihn vehement gegen die aufkommende Kritik. "Er trainiert leider erst seit kurzem mit uns. Wir sind glücklich mit ihm", sagte er den "Ruhr Nachrichten". "Wir als Mannschaft müssen seine Waffen nutzen."

Moukoko drängt und ist angeschlagen

Bei seiner Rückkehr nach Köln dürfte Modeste allein schon aus emotionalen Gründen eine weitere Chance erhalten, obwohl Moukoko in die Startelf drängt - auch mit öffentlichen Äußerungen. Gegen Schalke habe er "mit Wut im Bauch" gespielt, weil er von Anfang an spielen wollte, sagte Moukoko. Nun könnte er allerdings auch durch eine Verletzung ausgebremst werden, er kam von der U21-Nationalmannschaft mit einer Hals-Blessur zurück.

Pfiffe für Modeste?

Die Kölner Fans werden Modeste wohl mit Pfiffen empfangen - zu plötzlich war sein Abgang zu Saisonbeginn. Es war das zweite Mal, dass er den FC vor einer Europapokal-Saison verließ.

Trainer Baumgart dagegen ist nicht nachtragend. "Er hat ja aus meiner Sicht nichts falsch gemacht." Als Trainer sei er froh, "dass ich mit ihm arbeiten durfte. Tony ist ein feiner Typ, auf den ich nichts kommen lasse."