Nach Kantersieg in Leverkusen FC Bayern - wie von einem anderen Stern

Stand: 17.10.2021 18:58 Uhr

Der FC Bayern hat mit dem deutlichen Sieg bei Bayer 04 Leverkusen unterstrichen, dass sich die Mannschaft in der Bundesliga eigentlich nur selbst schlagen kann. Die Münchner spielen in ihrer eigenen Liga.

Es lief die 68 Minute, da sah man Robert Lewandowski mit Thomas Müller feixen. Nicht auf dem Spielfeld, wo sich die beiden Bayern-Spieler seit Jahren so gut verstehen. Beide saßen bereits auf der Reservebank der Münchner und hatten auch dort sichtlich ihren Spaß. Der Spielstand gab dazu Anlass, schließlich führten die Bayern zu diesem Zeitpunkt bereits mit 5:1. Und der polnische Stürmerstar hatte zwei Treffer erzielt, Müller einen. Serge Gnabry fügte die weiteren Tore für den FCB hinzu.

Die Münchner legten an diesem Sonntag (17.10.2021) in der Leverkusener Arena eine Überlegenheit an den Tag, die es zwischen zwei Spitzenteams der Bundesliga in dieser Ausprägung schon lange nicht mehr gegeben hat.

Trainer Julian Nagelsmann konnte die Gelegenheit bedenkenlos nutzen, um seine Stammspieler mit Blick auf die kommenden Partien zu schonen. Auch Leon Goretzka beendete seinen Arbeitstag bereits nach 45 Minuten. Ein deutlicheres Statement konnte es von Seiten der Bayern kaum geben.

Der Unterschied war zu groß

Für den FCB war die Partie über weite Strecken nicht mehr als ein Trainingsspiel gegen einen bedenklich überforderten Gegner aus dem Rheinland. "Wir waren von Beginn an nicht aggressiv genug, nicht bissig genug", sagte Leverkusens Jonathan Tah.

Allerdings war der Unterschied zwischen den beiden Teams so groß, dass einzig die falsche Herangehensweise der Leverkusener nicht als Erklärung herhalten konnte. "Wir haben keinen guten Tag erwischt. Waren viel zu weit auseinander. Wir sind immer ein Stück zu spät gekommen", sagte Bayer-Trainer Gerardo Seoane.

Seoanes Mannschaft agierte tatsächlich vom Anpfiff an viel zu passiv, wirkte geradezu ängstlich und ließ jedem einzelnen Münchner viel zu viel Raum. Aber was die Bayern in der ersten Hälfte daraus machten, war geradezu atemberaubend.

Ein einziger Sturmlauf

Die Münchner spielten, als kämen sie von einem anderen Stern. "Wenn man fünf Tore in 45 Minuten schießt, dann zeigt das Ergebnis, was wir für einen Fußball gespielt haben", sagte Lewandowski und seine Augen leuchteten dabei vor Begeisterung. "So etwas will ich nie wieder erleben", sagte hingegen Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky.

Allein 27 Torschüsse gaben die Münchner ab, elf davon auf das Bayer-Tor. Der Werkself gelangen sieben Torschüsse, davon vier auf das Münchner Tor.

Es war ein einziger Münchner Sturmlauf, eine Demonstration der Stärke. "Wir hatten zwölf Minuten, in denen wir außergewöhnlich gut gespielt haben", sagte Bayern-Coach Julian Nagelsmann mit Blick auf die Tore. Die Überlegenheit ließ allerdings nie nach. Dabei hatte sein Team nur 56 Prozent Ballbesitz. Nagelsmanns Spieler suchten dabei stets den Weg nach vorn und ließen ihre Gegenspieler ziellos umherlaufen als gäbe es nichts leichteres.

Keine Frage der Taktik

Die Partie des siebten Spieltags, als die Bayern Eintracht Frankfurt mit 1:2 unterlagen und beste Chancen vergaben, spielte gegen die Werkself noch immer eine Rolle. Gegen die Eintracht hatten sich die Bayern selbst geschlagen. "Alle waren danach sauer. Das wollten wir auf jeden Fall besser machen. Das ist uns auch ganz gut gelungen", sagte Nagelsmann. Leverkusen musste die Münchner Fehler der Vergangenheit ausbaden.

Dass die Bayern ihr Spiel hauptsächlich durch die Mitte aufbauten, lag auch an den zentralen defensiven Leverkusener "Sechsern" Nadiem Amiri und Kerem Demirbay, die kaum einmal Gegenwehr zeigten. Es war an diesem Tag allerdings keine Frage der Taktik, wer dieses Spiel gewinnen sollte.

Die Münchner waren in allen Belangen - etwa Geschwindigkeit, technische Fähigkeiten, Durchsetzungsvermögen - überlegen. In der zweiten Hälfte spulten die Bayern ihr Pensum dann nur noch routiniert ab. "Zweite Halbzeit war es dann relativ normal, wie so ein Spiel läuft", sagte der Bayern-Coach. Patrik Schick erzielte in der zweiten Hälfte einen Treffer für Leverkusen, als die Münchner nicht mehr mit dem letzten Engagement agierten.

Die Münchner spielen in dieser Form in einer anderen, eigenen Liga und sind zu stark für die Bundesliga. Das war die eindeutige Botschaft, die sie in der Leverkusener Arena aussendeten. Das sind keine guten Nachrichten für die Konkurrenz.