Der deutsche Fußballschiedsrichter Dr. Felix Brych

Talk bei der Sportschau Schiedsrichter Brych wünscht Hilfe bei Handspiel

Stand: 27.04.2023 13:56 Uhr

Wann ist ein Handspiel strafbar? Für Felix Brych ist die Entscheidung darüber inzwischen so "undankbar", dass er sich Hilfe erhofft. "Ich würde mir wünschen, dass man uns das Ermessen abnimmt", sagte der Fußball-Schiedsrichter am Donnerstag (27.04.2023) bei einem Besuch in der Sportschau-Redaktion.

Die Handspielregel ist klar, aber die Bewertung könne "ganz, ganz schwierig werden", so Brych. "Es ist so undankbar, dass ich das gar nicht mehr entscheiden will", so der 47 Jahre alte Jurist aus München. Daher wünsche er sich eine deutlichere Definition, wann ein Handspiel strafbar sei. Dies sei nun "Sache des Fußballs", und nicht der Schiedsrichter.

Seit Jahren wird die Auslegung beim Handspiel modifiziert, zur neuen Saison ist erneut eine Änderung im Gespräch. Seit der Einführung des Video-Assistenten (VAR) haben die Diskussionen um das Handspiel zugenommen, da die Kameras auch etwa leichte Berührungen einfangen, die früher häufig übersehen wurden.

"Ganz wichtiges Tool, ohne das ich nicht mehr pfeifen würde"

In der Bundesliga wurde der VAR zur Saison 2017/18 eingeführt. "Das war am Anfang nicht ganz einfach, es war wie eine Operation am offenen Herzen", so Brych. Inzwischen fühle er sich wohl mit der technischen Hilfe: "Es ist ein ganz wichtiges Tool, ich würde ohne VAR gar nicht mehr pfeifen."

Felix Brych, der bei großen Turnieren pfiff und 2017 als Höhepunkt der Karriere das Finale der Champions League zwischen Real Madrid und Juventus Turin (4:1) in Cardiff pfiff, entschied sich kürzlich, noch eine Saison auf nationaler Ebene weiterzumachen. Auch danach werde er dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) wohl erhalten bleiben, möglicherweise in der Ausbildung junger Schiedsrichter.

Lieber auf dem Feld als im Kölner Keller

Am 30. Spieltag der Bundesliga wird Brych nicht als Feldschiedsrichter, sondern bei der Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Augsburg als VAR eingesetzt werden. Das mache ihm auch Spaß, aber er bevorzuge den Rasen dem sogenannten Kölner Keller: "Der Kontakt zu den Menschen und zu den Spielern, die Stimmung im Stadion - das ist außergewöhnlich."

Wegen seiner Leidenschaft, die zum Beruf geworden ist, habe Brych nun auch ein Buch geschrieben. "Aus kurzer Distanz - Meine Erfolgsprinzipien als Weltschiedsrichter" lautet der Titel des Werkes, das im Econ Verlag erschienen ist. Die Einführung des VAR nennt Brych darin den "tiefgreifendsten Eingriff ins Schiedsrichterwesen".