Wegen Corona-Pandemie Abstellungs-Streit - Boris Johnson wird der FIFA wohl nicht helfen

Stand: 26.08.2021 22:30 Uhr

Im Streit mit den großen Ligen um die Abstellungspflicht von Nationalspielern auch bei möglicher Quarantäne hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino die britische Regierung um Hilfe gebeten. Doch der britische Premierminister Boris Johnson will offenbar keine Ausnahmen zulassen.

Wie die "Times" in England unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, beabsichtige Premierminister Boris Johnson derzeit nicht, die Quarantänebestimmungen für zurückkehrende Fußball-Nationalspieler zu lockern.

Nach Reisen in Länder die auf einer "Roten Liste" der Regierung stehen, müssen zurückkehrende Menschen in Großbritannien zehn Tage in Quarantäne. Auf der "Roten Liste" stehen mehrere südamerikanische Länder wie Brasilien, Argentinien oder Uruguay, aber auch Ägypten.

Man fürchte in London die Wirkung einer solchen Maßnahme in der Öffentlichkeit, wenn alle anderen Menschen nach ihren Reisen die Bestimmungen einhalten müssten, berichtet die "Times".

England will 2030 gemeinsam mit Irland und Schottland die WM ausrichten. Dass England bei diesem Vorhaben nun Nachteile entstehen, glaubt man offenbar nicht.

Italiens Serie A schließt sich dem Protest von England und Spanien an

Für die FIFA bleibt damit ein großes Problem bestehen. Die Ligen in England, Spanien und Italien kündigten in den vergangenen Tagen an, ihre Klubs zu unterstützen, wenn sie die Abstellung verweigern wollen. Englands Klubs wollen 60 Spieler nicht abstellen, in Spanien geht es um 25 Spieler. Auch Italiens Serie A kündigte ähnliche Schritte an.

Hintergrund: Die FIFA hatte nicht nur das Länderspielfenster in Südamerika um zwei Tage verlängert, um abgesagte Spiele nachholen zu können. Sie hatte auch die zuletzt gültige Regelung gestrichen, wonach Klubs bei drohender Quarantäne ihre Spieler nicht freigeben müssen. Auch die französische Liga äußerte am Donnerstag ihren Unmut darüber.

Die Abstellung von Nationalspielern für Länderspiele ist laut FIFA-Statuten für die Klubs Pflicht, Sanktionen könnten die Folge sein. Das geschlossene Vorgehen der Ligen bringt Infantino jedoch in Bedrängnis, da die FIFA nun kaum derart viele Klubs wird bestrafen können.

Auch die DFL übt Kritik an der FIFA

In Deutschland ist die Lage ein wenig anders: Dass sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) noch nicht ähnlich bestimmt wie die Ligen in England oder Spanien äußerte, liegt dabei wohl an der Tatsache, dass das Robert Koch-Institut derzeit kein einziges Land als Virusvariantengebiet ausweist. Und aus Hochrisikogebieten entfällt zumindest mit dem Nachweis von Impfung oder Genesung die Quarantänepflicht. Das Risiko, dass ein Spieler in Quarantäne muss, ist also deutlich kleiner als beispielsweise in England.

Dennoch kritisierte die DFL die FIFA. "Entscheidungen in Bezug auf Abstellungsperioden müssen den Interessen der Klubs als Arbeitgeber der Spieler und den Interessen der nationalen Ligen Rechnung tragen. Eine Verlängerung der Abstellungsperiode um zwei Tage sowie eine Abstellungsverpflichtung trotz Quarantäne-Pflichten tun dies nicht", teilte die DFL auf Anfrage der Sportschau mit. Man befinde sich in engem Austausch mit den Klubs, die von möglichen Abstellungen betroffen sind.

Zuvor hatte die DFL mit allen Ligen zusammen über das World Leagues Forum das Vorgehen der FIFA kritisiert. Das World Leagues Forum ist ein weltweiter Zusammenschluss von Profiligen, darunter alle europäischen Topligen.

Infantino: "Rufe alle auf, sich solidarisch zu verhalten"

FIFA-Präsident Infantino hatte am Mittwoch auf die Kritik reagiert. "Die Abstellung von Spielern für die anstehenden internationalen Fenster ist dringend und unglaublich wichtig", sagte der Schweizer in einer Stellungnahme und forderte unmissverständlich: "Ich rufe alle FIFA-Mitgliedsverbände, Ligen und Klubs dazu auf, sich solidarisch zu verhalten, wie es sich für den weltweiten Fußball gehört."