Laura Lindemann

Euphorie im DTU-Team European Championships werden "ein Triathlon-Traum"

Stand: 11.08.2022 22:58 Uhr

Mit großen Ambitionen und voller Euphorie starten die deutschen Triathleten in ihre am heutigen Freitag (12.08.2022) beginnenden Wettkämpfe bei den European Championships in München. Laura Lindemann gilt als größte Medaillenhoffnung im DTU-Team.

Von Bettina Lenner, München

Jonas Schaumburg kam auch eine Stunde nach dem Radtraining im Olympiapark nicht aus dem Staunen heraus. "Schon beim Einfahren war die Stimmung besser als bei den meisten Rennen. Sie haben 'Deutschland, Deutschland' gerufen und Fahnen geschwenkt. Das war krass!", schilderte der Olympia-Teilnehmer aus Hannover. Und auch Sprint-Europameister Valentin Wernz war nach der Streckenbesichtigung baff: "Das hatten wir so noch nie."

Herz des Multi-Events schlägt im Olympiapark

Nach der fulminanten Eröffnungsfeier der European Championships am Vorabend, als das Gelände sogar wegen Überfüllung geschlossen werden musste, war es auch am Donnerstagmittag wieder rappelvoll im Olympiapark. Familien, Sportfans, Neugierige - hier schlägt das Herz des Multi-Events. Und hier tragen auch die Triathleten ihre Wettkämpfe aus. Mitten im Geschehen. Auf dem Präsentierteller. Bei freiem Eintritt und vollen Rängen. "Das wird ein Triathlon-Traum", schwärmte Wernz, der am Sonntag für die Mixed-Staffel vorgesehen ist.

Den Aufschlag machen am Freitag die Frauen (17:10 Uhr im Livestream hier bei sportschau.de), am Samstag (16 Uhr) folgt das Rennen der Männer, bevor das Mixed Relay (18 Uhr) die Triathlon-Wettbewerbe abschließt. "Vom Potenzial her können wir in allen Kategorien vorne dabei sein", sagte Bundestrainer Louis Delahaye, der aus dem Niederlanden stammt, im ARD-Interview.

Lindemann wäre "ohne Medaille unzufrieden"

Größte Hoffnungsträgerin im 13-köpfigen Team ist einmal mehr Laura Lindemann. Vor vier Jahren bei der Premiere der European Championships in Glasgow gestürzt und am Ende auf Platz vier, soll es für die 26-Jährige diesmal besser laufen: "Ich wäre unzufrieden, wenn ich ohne Medaille bleibe", bekannte sie im Gespräch mit Sportschau.de.

Das Gefühl als Europameisterin kennt die Potsdamerin bereits. Im vergangenen Jahr setzte sie sich in Kitzbühel zum zweiten Mal nach 2017 auf der Sprintdistanz durch, nun soll auf der olympischen Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) vor heimischer Kulisse die nächste Medaille folgen. Neben der Olympia-Achten und deutschen Meisterin hat aus deutscher Sicht vor allem Lisa Tertsch gute Aussichten auf eine Top-Platzierung.

Mixed-Staffel rechnet sich was aus

Und auch in der Mixed-Staffel soll Lindemann die deutsche Mannschaft aufs Podest führen - bei den vergangenen beiden Europameisterschaften gab es jeweils Silber. Top-Favorit auf den Titel ist Weltmeister Frankreich. Das deutsche Team gewann das Mixed-Relay-Rennen in diesem Jahr in Leeds und belegte in Hamburg - trotz zweier Zeitstrafen - Rang drei.

Olympiaberg soll zum Zauberberg werden

Eine Spezialität der Münchner Strecke könnte Lindemann in der Einzelwertung in die Karten spielen: Erstmals wird bei den Championships auch der Olympiaberg, aufgeschüttet zwischen 1948 und 1957 aus den Trümmern und Ruinen des Zweiten Weltkriegs, zur Sportstätte. Viermal müssen die Athleten beim 10-km-Lauf den mit 60 Höhenmetern giftigen Anstieg bewältigen, der sich über knapp 600 m zieht und später bei den Staffeln zur Radstrecke wird.

Die Zuschauer verfolgen von einem Berg im Olympiapark die Eröffnung der European Championships 2022.

Kräfteraubende Angelegenheit: der Olympiaberg (l.).

In der Höhe von Livigno beziehungsweise St. Moritz haben sich die deutschen EM-Starter auf die schwere Aufgabe vorbereitet. "Es geht schon ganz schön hoch da. Das wird der Knackpunkt werden, da kann alles passieren", orakelt Tim Hellwig, U23-Vize-Weltmeister über die olympische Distanz 2021.

Das Laufen wird hart. Man darf nicht überpacen und auf Teufel komm raus mitlaufen wollen. Sonst steht man beim dritten Mal am Berg.
Lasse Lührs, deutscher Triathlon-Meister

Nicht jedem im Team liegt diese Herausforderung. Lindemann schon: "Ich freue mich auf die Strecke und den Berg", sagt die laufstarke Potsdamerin, für die der Olympiaberg zum Zauberberg werden kann. Für die WM-Dritte von 2020, die auch im Schwimmen herausragt, zählt vor allem eins: "Hauptsache mit den Ersten auf die Laufstrecke."

"Das wird richtig cool"

Dann gilt es, die Ruhe zu bewahren. Sich auf die eigenen Gaben zu verlassen. Und auf das Heim-Publikum beim Multi-Sportevent. Lührs: "Das wird richtig cool. Die Aura der EM mit mehreren Sportarten ist anders. Ich bin sehr happy, dass wir Triathleten dabei sein dürfen." Und nicht nur dabei, sondern mittendrin. Im Olympiapark. Bei Kaiserwetter. Vor heimischem Publikum. Bundestrainer Delahaye: "Es muss für die deutschen Sportler fantastisch sein, vor so einer Kulisse zu starten."