Die Tischtennis-Profis (v.l.n.r.): Patrick Franziska, Timo Boll, Dimitrik Ovtcharov, Dang Qiu

European Championships in München Tischtennis - Vier Asse für einen EM-Titel

Stand: 05.08.2022 09:00 Uhr

Inzwischen stehen vier deutsche Tischtennisspieler unter den Top 15 der Welt. Trotz leichter Unsicherheiten sind die Aussichten für die Heim-EM in München blendend.

Wer sich beim Medientag des Deutschen Tischtennis-Bundes rund zehn Tage vor den European Championships in München umschaute, vermisste auf Anhieb zwei Spieler. Denn mit Timo Boll und Patrick Franziska fehlten am Mittwoch (03.08.2022) zwei Profis, die als Medaillenkandidaten bei der Heim-EM in München gelten.

Franziska entspannt, Sorge um Boll

Franziska weilte zu Hause in Saarbrücken bei seiner hochschwangeren Frau. "Wir sind da entspannt, er ist entspannt. Er bereitet sich vor Ort am Stützpunkt in Saarbrücken vor. Dort gibt es genügend Trainingspartner", erklärte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Vielleicht gebe es mit der Geburt sogar nochmal mehr Euphorie: "Das war bei mir mit dem ersten Kind auch so."

Als Sorgenkind gilt allerdings Rekordeuropameister Timo Boll. "Er hat über Schmerzen beim Lehrgang geplagt. Nun steht eine Kontrolluntersuchung an der Rippe an", sagte der Bundestrainer. Sportdirektor Richard Prause bezeichnete den Boll-Start als "total offen". Der gebürtige Hesse ließ verlauten, er werde alles tun, um dabei zu sein. Es sei "vielleicht einer der letzten internationalen Auftritte seiner Karriere vor Heim-Publikum". Bis zum 11. August muss das endgültige Aufgebot stehen.

Ovtcharov nach turbulentem Jahr zurück

Für den DTTB würden im schlechtesten Fall zwei Topspieler wegfallen. Das Gute ist: Deutschland hat insgesamt vier Top-15-Spieler. Zum Beispiel noch Dimitrij Ovtcharov. Doch der war Anfang des Jahres lange verletzt. "Vor zwei Monaten hätte ich gesagt, ich bin froh, wenn ich überhaupt dabei sein kann. Jetzt bin ich schon deutlich weiter", sagte der Olympia-Dritte.

Insgesamt hat Ovtcharov ein hochemotionales Jahr hinter sich: Krieg in seinem Geburtsland Ukraine, Tod der Großmutter, das zweite Mal Vater und Vereinswechsel. "Es war vielleicht gut, dass ich verletzt war. Da war an Tischtennis teilweise nicht zu denken. Das war emotional wirklich hart mit dem Krieg und dem tragischen Tod meiner Oma. Aber gleichzeitig habe ich mit der Geburt meines Sohnes eines der schönsten Dinge, erlebt", gab er einen Einblick ins Privatleben. Nun fühle er sich aber bereit für die EM.

Mehr Druck auf Aufsteiger Qiu

Wie gut Ovtcharov ist, steht daher etwas in den Sternen. Bleibt der Aufsteiger des Jahres: Dang Qiu. Der 25-Jährige hat sich ins Rampenlicht gespielt, gewann zuletzt seinen ersten Titel auf der neuen Tischtennis World Tour. Inzwischen ist Qiu der drittbeste Deutsche, kletterte sogar kurzzeitig in die Top Ten der Welt. "Er kann inzwischen jeden schlagen und natürlich Europameister werden", glaubt Bundestrainer Roßkopf.

Es ist Qius erste Einzel-EM. "Damit muss er erstmal zurechtkommen", warnte Roßkopf vor überzogenen Erwartungen. Qiu selbst geht optimistisch rein und betont, es mangele nicht an Selbstvertrauen. Vor allem freut er sich auf die heimischen Fans: "Hoffentlich gibt das uns deutschen Spielern einen zusätzlichen Push."

Konkurrenz vor allem aus Schweden

Einig sind sich die Spieler mit dem Bundestrainer in einem Punkt: Der Titel soll und kann nur über Deutschland gehen. Dennoch warnen alle Beteiligten vor der internationalen Konkurrenz: "Es gibt in Europa eine ganze Reihe guter Spieler. Die Schweden um den Vizeweltmeister und topgesetzten Truls Moregardh oder auch einige junge Franzosen zum Beispiel."

Roßkopf bleibt bei der Zielsetzung optmistisch: "Wir hoffen, dass einer durchkommt und am Ende ganz oben steht. Wir wollen letztlich sagen: Es ist eine tolle EM gewesen, und das nicht nur, weil die Zuschauer da waren und schönes Wetter war."