Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen
analyse

Nach den Gold-Frauen Fabian Hambüchen - für Turn-Männer wird EM "schwieriger"

Stand: 16.08.2022 08:09 Uhr

Zwei Mal Gold, einmal Bronze - die deutschen Turnerinnen sorgten bei den European Championships für einen starken Auftakt. Olympiasieger Fabian Hambüchen glaubt, dass der Weg zu Medaillen bei den Männern steiniger sein wird.

Von Johannes Kirchmeier, München

Es war ein sensationeller Nachmittag im Turnen: zwei Mal Gold binnen einer Stunde für die Turnerinnen Elisabeth Seitz und Emma Malewski erlebten die 9.000 Zuschauer in der Olympiahalle am Sonntag (14.08.2022). Dazu kamen bei der EM Bronze für die deutschen Frauen im Team und die erste Mehrkampf-Goldmedaille für eine Nachwuchsturnerin überhaupt, für die 14-jährige Helen Kevric.

Hambüchens-Frauen-Fazit: "Eine Wahnsinns-EM"

Da blieb Fabian Hambüchen, dem Reck-Olympiasieger von 2016, nur ein Fazit: "Das war eine Wahnsinns-EM für das deutsche Turnen." Das Highlight war für den Sportschau-Experten "Team-Bronze, weil es eine super Mannschaftsleistung war". Zudem schrieben die Turnerinnen mit ihrer ersten Medaille im Teamwettbewerb ja auch noch EM-Geschichte.

Und der sonntägliche Goldregen? "Hammer, eine Sensation, dass das so geklappt hat", schwärmt Hambüchen noch am Tag danach. Gerade die völlig überraschende Schwebebalken-Goldgewinnerin Malewski, 18, hat ihm imponiert. Sie hat sich nun am Montag übrigens direkt in den verdienten Urlaub verabschiedet.

Turn-Männer steigen bei European Championships am Donnerstag ein

Doch auch, wenn es sich nun vielleicht so liest: Vorbei ist das Turnen bei den European Championships 2022 in München noch lange nicht. Ab Donnerstag starten die Männer in der Olympiahalle. Mit dabei ist dann anders als bei den Frauen auch ein oberbayerischer Lokalmatador, Lukas Dauser aus Glonn. Nicht einmal eine Dreiviertelstunde Autofahrt liegt der Ort von der Olympiahalle entfernt.

Analog zu den Frauen haben auch die Männer ihre Mehrkampf-Entscheidung am Donnerstag, die Team-Entscheidung am Samstag und die Spezialgeräte am Sonntag. Nur geht es dann eben um sechs statt vier Geräte-Medaillensätze.

Lukas Dauser zählt für Hambüchen am Barren zum Favoritenkreis

Hambüchen traut "allen voran" Dauser etwas zu an seinem Spezialgerät Barren, dazu vielleicht auch dem 31-jährigen Routinier Andreas Toba am Reck. Bei Olympia 2021 in Tokio gewann der 29-jährige Dauser nach einem fast makellosen Wettkampf Silber – hinter Zou Jingyuan.

Der Chinese ist bei den European Championships selbstredend nicht dabei. Da ist Dauser natürlich einer der Favoriten, auch wenn er zuletzt bei der deutschen Meisterschaft bei den Finals in Berlin im Juni am Barren patzte.

Hambüchen hofft auf erneut ausverkaufte Olympiahalle

Anders als in Berlin wird ihm aber nun die größte Unterstützung sicher sein: "Er hat mir schon berichtet, dass er sich für Family und Friends 20 Tickets gesichert hat", erzählt Hambüchen. Und da werden schon noch ein paar mehr kommen, die es mit dem TSV Unterhaching, Dausers und Marcel Nguyens (der wegen einer Knieverletzung nicht teilnehmen kann) Heimatverein halten.

Der Kartenverkauf ist es auch, der für Hambüchen zu einem entscheidenden Faktor für einen weiteren schwarz-rot-goldenen Erfolg werden könnte. Bei den Frauen war die Olympiahalle ausverkauft - und 2,19 Millionen TV-Zuschauer (Marktanteil 18,2 Prozent) waren zudem Augenzeugen der Goldmedaillenstunde in der Sportschau, als Hambüchen gemeinsam mit Philipp Sohmer kommentierte. "Ich hoffe, die Männer haben jetzt die gleiche Stimmung, weil ja auch die Leichtathletik im Olympiastadion loslegt."

Einzug ins Mannschaftsfinale wäre Erfolg

Gerade bei der Heim-EM könne die Atmosphäre für einen wichtigen Impuls sorgen, schließlich ist die Konkurrenz der DTB-Riege hart: "Bei den Männern wird es schwieriger als bei den Frauen", analysiert Hambüchen: "Dort herrscht ein ganz anderes Niveau als bei den Frauen." Bei Olympia 2021 waren aus Europa beispielsweise Großbritannien, Schweiz und die Ukraine deutlich vor den achtplatzierten Deutschen im Teamwettbewerb.

Hambüchen fände daher schon den Einzug ins Mannschaftsfinale einen Erfolg, "um Medaillen kämpfen sehe ich das deutsche Team nicht direkt". Da es kein Streichresultat im Team gebe, wäre nach einer gelungenen Finalteilnahme schon noch eine vordere Platzierung möglich am Samstag, prognostiziert Hambüchen. Nicht alle Teams kommen ja immer gleich ohne Patzer durch die sechs Geräte - was Dauser, Toba, Nils Dunkel, Glenn Trebing und Lucas Kochan bei der Heim-EM doch noch Chancen eröffnen könnte.