Malaika Mihambo

European Championships Silbergewinnerin Mihambo - "Corona-Erkrankung nicht unterschätzen"

Stand: 20.08.2022 08:43 Uhr

Weitsprung-Star Malaika Mihambo holte bei der Heim-EM Silber - und erlitt danach einen Schwächeanfall. Erst kurz nach der WM hatte sie sich eine Corona-Infektion zugezogen. Und brauchte wohl eigentlich noch Ruhe.

Von Bettina Lenner, München

Etwas müde sah sie aus. Erschöpft. Konnte aber schon wieder lächeln. "Es geht mir in Ordnung. Ich merke einfach, dass ich noch deutlich geschwächt bin, Kopfschmerzen habe und mich nicht so fit fühle", erläuterte Malaika Mihambo am Freitagnachmittag (19.08.2022) in München.

Am Vorabend hatte sie nach dem spannenden Weitsprung-Finale, in dem sie mit 7,03 m hinter Hallen-Weltmeisterin Ivana Vuleta (7,06) aus Serbien Zweite geworden war, einen Schwächeanfall erlitten. Ein Schock. Und auch eine ungewohnte Situation. "Man ist daran gewohnt, dass der Körper funktioniert und alles passt. Damit muss man auch erst einmal klarkommen."

Ich habe alles gegeben und einen guten Wettkampf gemacht - gerade mit Blick auf die Voraussetzungen, unter denen ich an den Start gegangen bin. Umso mehr fühlt es sich so an, dass ich Silber gewonnen habe und nicht Gold verloren.

Malaika Mihambo

Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin, die bei der Heim-EM als Titelverteidigerin und Gesicht der European Championships startete, hatte sich nach ihrem WM-Triumph in Eugene vor rund drei Wochen eine Corona-Infektion zugezogen und erst kurzfristig grünes Licht für die EM gegeben. Die kam wohl dennoch zu früh.

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Nach dem zweiten Sprung "auf dem Zahnfleisch"

"Ich habe schon am Tag vor dem Finale gemerkt, dass ich nicht so schnell regeneriere. Am Donnerstag habe ich mich zunächst müde gefühlt, aber abends war alles wieder normal und ich dachte, es geht wieder alles zu 100 Prozent", berichtete die 28-Jährige. Doch es kam anders.

Sie habe schon nach dem zweiten Sprung gemerkt, "dass ich auf dem Zahnfleisch gehe. Ich hatte gehofft, dass ich keine sechs Versuche machen muss, dass mir vorher ein Konter gelingt." Es blieb beim Wunsch.

Schon als sie nach dem letzten Sprung aus der Grube kam, sei ihr schwindelig geworden. Auf die Ehrenrunde ging sie trotzdem. "Das ist ein einmaliges Event, das will man sich nicht nehmen lassen und die Fans auch nicht stehen lassen", so Mihambo: "Aber danach habe ich mich noch schlechter gefühlt."

Stecker gezogen: "Konnte nicht mehr"

Im ARD-TV-Interview klagte sie über Atemnot, auf dem Weg hinunter zu weiteren Gesprächen mit Journalisten ging dann nichts mehr. Der Kreislauf machte schlapp. Noch um kurz vor Mitternacht lag Mihambo im Innenraum des Olympiastadions, wurde ärztlich versorgt und schließlich in einem Golf-Kart aus der Arena gefahren. "Ich konnte einfach nicht mehr. Als hätte man mir den Stecker gezogen. Da war dann auch nicht mehr viel zu machen."

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Hat sie die Auswirkungen der Corona-Erkrankung unterschätzt? "Unterschätzt im Sinne, dass es einfach länger braucht für die Regeneration. Ich hatte gedacht, dass das schon besser geht. Es hat sich gezeigt, dass es ein bisschen viel war", so die dreimalige Sportlerin des Jahres.

Ein Stück über die Grenzen gegangen

Sie glaube aber nicht, dass ihr Start ein Gesundheitsrisiko war. "Das hatte ich im Vorhinein ausgeschlossen und verschiedene Tests gemacht, sodass man sichergehen konnte, dass nach dieser Corona-Erkrankung nichts unentdeckt bleibt. Ich bin einfach an meine Grenzen gegangen und ein Stück auch darüber - und das habe ich auch gemerkt."

Mihambo, die zwischen den beiden internationalen Höhepunkten elf Tage pausierte und dann langsam wieder ins Training einstieg, hatte am Bundesstützpunkt Heidelberg das sogenannte "Return to Sport"-Protokoll durchlaufen, in dem, je nach Heftigkeit der Infektion, Prozess und Untersuchung beschrieben sind. Herzecho, Lungenvolumen - erst nach der Freigabe durch das lizenzierte Untersuchungszentrum darf ein Athlet ins Training zurückkehren.

"Mit dem Schrecken davongekommen"

"Es war für mich eine Herzensangelegenheit, hier an den Start zu gehen und es wenigstens zu versuchen", sagte Deutschlands größter Leichtathletik-Star. "Eine Heim-EM hat man nicht jedes Jahr und von daher war mir auch wichtig, das mitzunehmen. Das ist für einen Athleten eine besondere Chance."

In der nächsten Woche wird sie den geplanten Wettkampf in Leverkusen in Absprache mit ihrem Trainer Uli Knapp ausfallen lassen. Dem Körper Ruhe gönnen. Locker trainieren und schauen, was täglich geht. "Ich werde noch Zeit brauchen. Aber ich bin mit dem Schrecken davongekommen, denn ich werde mich wieder komplett erholen", sagte die Olympiasiegerin. "Das zeigt aber auch, dass man so eine Corona-Erkrankung nicht unterschätzen darf."