European Championships Dreispringerin Eckhardt-Noack um Zentimeter an Bronze vorbei

Stand: 20.08.2022 10:05 Uhr

Neele Eckhardt-Noack hat hauchdünn eine Medaille im Dreisprung verpasst. Ähnlich unglücklich war Joshua Abuaku über 400 Meter Hürden. Vormittags jubelten die deutschen Staffeln.

Eckhardt-Noack war vor dem Finale im Dreisprung als heimliche Favoritin auf den EM-Titel gehandelt worden. Grund: Die 30-Jährige hatte in der Qualifikation mit 14,53 Metern die größte Weite geschafft.

Doch die Ansage kam gleich im ersten Versuch aus der Ukraine: Maryna Bekh-Romanchuk, am Vortag im Weitsprung noch unglückliche Vierte, sprang mit 14,81 Metern weit nach vorn. An diese Weite kam keine Konkurrentin mehr heran - nur sie selbst schaffte noch einmal Besseres: 15,01 Meter im fünften Versuch war Weltklasse.

Zwei Zentimeter fehlen am Ende

Eckhardt-Noack blieb am Ende ohne Edelmetall. Mit ihrer Weite von 14,43 Metern landete die angehende Juristin nur zwei Zentimeter hinter der Bronzemedaillengewinnerin Hanna Minenko aus Israel auf Rang vier.

"Das war eine Megaserie von mir, aber irgendwie hat der Ausreißer nach oben gefehlt. Dennoch werde ich am Samstag mit zwei lachenden Augen darauf blicken", sagte Eckhardt-Noack im ZDF-Interview.

Abuaku um eine Hundertstel an Medaille vorbei

Leichtathletik-Star Karsten Warholm hat sich Gold über 400 m Hürden gesichert und den 40 Jahre alten EM-Rekord von Harald Schmid geknackt. Der Norweger verteidigte im Münchner Olympiastadion in 47,12 Sekunden vor dem Franzosen Wilfried Happio (48,56) und Yasmani Copello (Türkei/48,78) seinen Titel von Berlin 2018 erfolgreich.

Joshua Abuaku verpasste als Fünfter um eine Hundertstel eine Medaille, der Frankfurter lief in 48,79 Sekunden persönliche Bestzeit.

Hartmann über 200 Meter auf Rang fünf

Joshua Hartmann hat derweil als erster deutscher Finalist über 200 Meter seit über drei Jahrzehnten den fünften Platz belegt. Der 23-Jährige vom ASV Köln blieb in 20,50 Sekunden über seiner persönlichen Bestzeit von 20,33, die er im Halbfinale aufgestellt hatte. Aber auch damit wäre keine Medaille drin gewesen.

Joshua Hartmann

Starke Vorstellung: Joshua Hartmann (l.)

Der Titel ging an den EM-Zweiten über 100 Meter, Zharnel Hughes aus Großbritannien, der 20,07 Sekunden benötigte. Landsmann Nethaneel Mitchell-Blake war eine Zehntelsekunde langsamer. Bronze ging an den italienischen Staffel-Olympiasieger Filippo Tortu aus Italien.

Burghardt muss sich mit Rang acht zufrieden geben

Alexandra Burghardt ist im 200-Meter-Finale nur auf den achten und letzten Platz gelaufen. Die 28-Jährige aus Burghausen und WM-Dritte mit der Sprintstaffel kam am Freitag in 23,24 Sekunden ins Ziel. Neue Europameisterin wurde Mujinga Kamundji aus der Schweiz in 22,32 Sekunden. Sie hatte über 100 Meter Silber gewonnen. Titelverteidigerin Dina Asher-Smith aus Großbritannien wurde in 22,43 Sekunden Dritte.

Bebendorf Fünfter über 3000 Meter

Der Finne Topi Raitanen hat EM-Gold über 3000 m Hindernis gewonnen und damit die französische Siegesserie auf europäischer Ebene beendet. Der 26-Jährige setzte sich am Freitagabend im Münchner Olympiastadion in 8:21,80 Minuten vor den Italienern Ahmed Abdelwahed (8:22,35) und Osama Zoghlami (8:23,44) durch.

Karl Bebendorf aus Dresden belegte in 8:26,49 Minuten den starken fünften Platz. "Die frühen Positionskämpfe haben viel Kraft gekostet. Das war nicht meine Idealtaktik, aber es war sehr lehrreich", sagte er im ZDF. Niklas Buchholz spielte bei seiner EM-Premiere im Kampf um die Medaillen auf Rang 14 wie erwartet keine Rolle.

Klein und Trost verpassen über 1500 Meter das Podest

Hanna Klein und die Lokalmatadorin Katharina Trost haben eine Überraschung im EM-Finale über 1500 m verpasst. Beim Favoritensieg der Schottin Laura Muir (4:01,08) belegte Klein in 4:05,49 Minuten den fünften Platz, knapp zwei Sekunden fehlten zum Podest. Trost wurde im Münchner Olympiastadion Zehnte (4:06,95).

Sprint-Staffeln am Vormittag souverän

Die deutschen Sprint-Staffeln haben bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in München die Vorläufe souverän absolviert. Das Männer-Quartett stellte sogar einen Deutschen Rekord auf. Auch beide Langsprintstaffeln stehen im Finale.

Kevin Kranz, Joshua Hartmann, Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah liefen 37,97 Sekunden - schneller war noch kein deutsches Quartett über 4x100m. Kranz legte glänzend vor, die Wechsel klappten, und so konnte Schlussläufer Ansah-Peprah den Rekord perfekt machen. "Richtig geil, hat super Spaß gemacht, das war mega", sagte Kranz direkt danach im Olympiastadion. Den bisherigen Rekord von 37,99 Sekunden hatte die Staffel in der gleichen Besetzung erst am 3. Juni in Regensburg aufgestellt. Es war die schnellste Zeit aller EM-Halbfinalisten. Bei der WM war die Staffel im Vorlauf ausgeschieden.

Die Frauen-Staffel wurde in ihrem Halbfinale Zweite hinter Frankreich. Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Jessica-Bianca Wessolly und Rebekka Haase erreichten nach 43,33 Sekunden das Ziel, bei Frankreich waren es 43,24 Sekunden. Insgesamt wurde die deutschen Frauen, die noch ohne Europameisterin Gina Lückenkemper antraten, Halbfinal-Fünfte.

Lückenkemper-Teilnahme entscheidet sich erst am Samstag

Lückenkemper fehlte wegen einer Wunde am linken Knie, die nach ihrem Sieg am Dienstagabend genäht werden musste. Sie hatte sich bei einem Sturz mit ihren Spikes selbst verletzt. Die Entscheidung über ihre Teilnahme am Staffel-Finale dürfte ihren Worten zufolge erst am Samstag fallen. Alexandra Burghardt hatte ihre Teilnahme am Vorlauf zunächst offen gelassen, nachdem sie am Donnerstagabend über 200 Meter in das Finale am Freitagabend eingezogen war. Bei der WM im Juli hatte die deutsche Staffel überraschend Bronze geholt.

Männer-Staffel über Stadionrunde als Wimpernschlagfinale

Eine Zitterpartie wurde der Finaleinzug für die Männer-Staffel über 4x400 Meter. Das deutsche Quartett lag zwischenzeitlich auf Rang sechs, arbeitete sich dann durch Patrick Schneider scheinbar deutlich auf Position drei vor, ehe Belgiens Schlusspurt Manuel Sanders noch mächtig in die Bredouille brachte. Am Ende entschied das Zielfoto mit 0,01 Sekunden für die DLV-Staffel.

DLV-Frauen Staffel profitiert von Disqualifikation

Bei den Frauen starteten Alica Schmidt, Mona Mayer, Jessica-Bianca Wessolly und Luna Thiel für den DLV. Wessolly hatte zuvor schon die Sprint-Staffel absolviert. Das Quartett landete hinter den Niederlanden, Irland und der Schweiz auf Rang vier in 3,27,92 Minuten. Das hätte nicht gereicht, aber eine Tschechin war im Lauf zuvor auf die Bahnmarkierung gelaufen - ihre Disqualifikation war das Glück der Deutschen.

Lokalmatadorin Hering überrascht über 800 Meter - Kolberg im Pech

Lokalmatadorin Christina Hering zog überraschend ins Finale über 800 m (Samstag, 20.15 Uhr) ein. Die 27-Jährige qualifizierte sich nach 2:00,86 Minuten als Vierte ihres Halbfinales über die Zeit für den Endlauf.  

Hochsprung: Jungfleisch steht im EM-Finale

Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch steht ebenfalls EM-Finale. Die Bronzemedaillengewinnerin von Berlin 2018 zog mit übersprungenen 1,87 m in das Finale am Sonntag (19.05 Uhr) ein.

Speerwerfer Weber und Hofmann im Finale - Röhler scheitert

Julian Weber greift dagegen im Finale (Sonntag, 19.50 Uhr) nach seiner ersten großen Medaille. Der Mainzer schaffte im Regen zwar nicht die eigentlich geforderten 83,50 m, kam mit 80,99 m aber souverän weiter. Auch Andreas Hofmann (77,29) steht im Finale. Unter schwierigen Bedingungen war nur der Olympia-Zweite und WM-Dritte Jakub Vadlejch mit 81,81 m besser in der Qualifikation als Weber. 

Rio-Olympiasieger und Titelverteidiger Thomas Röhler scheiterte nach einer schwachen Vorstellung bereits in der Qualifikation des Speerwurfs. Der 30-Jährige kam nicht über 71,31 m hinaus und landete in der ersten Gruppe damit auf dem letzten Platz.