Eishockey | WM Viel geschafft, nichts erreicht - das deutsche Fazit zur Eishockey-"Weltmeisterschaft">WM

Stand: 27.05.2022 09:00 Uhr

Für die deutsche Nationalmannschaft ist die Eishockey-WM nach dem Aus im Viertelfinale gegen Tschechien beendet. Und dennoch hat sich das DEB-Team gut verkauft. Eine Bilanz von Sportschau-Reporter Burkhard Hupe.

Was keine Spitzensportlerin und kein Spitzensportler gut vertragen kann, ist der Satz: Da wäre eigentlich mehr drin gewesen. Denn dieses "mehr" drängt nach einer entscheidenden Niederlage stets das "ist" an die Seite.

Das Hadern stellt das Glück immer allzu leicht in den Schatten. Das war auch beim deutschen Mannschaftskapitän Moritz Müller nicht anders: "Gerade überwiegt die Enttäuschung. Dass wir diese Mannschaften schlagen können, wissen wir. Deswegen ist es so traurig, dass wir jetzt ausgeschieden sind."

Deutschland verlässt Helsinki mit zwiespältigem Gefühl

Die deutsche Mannschaft verlässt Helsinki mit einem zwiespältigen Gefühl: Einserseits steht da die beste Vorrunde ihrer WM-Geschichte zu Buche. Andererseits aber eben auch die Gewissheit, die eigenen Möglichkeiten nicht komplett ausgeschöpft zu haben. Auch wenn der junge Verteidiger Moritz Seider sich trotzig gegen diesen Gedanken zur Wehr setzte: "Wir haben alles gegeben. Wir haben hart gespielt, wir haben uns Chancen erarbeitet. Dann gab es keinen Zweifel."

Es war, wie es war. Und es war natürlich eine gute Weltmeisterschaft, ein Turnier, das für Deutschland mit einer Vorbereitung unter ungünstigen Vorzeichen begann, einer Vorbereitung, die eigentlich erst während der Vorrunde zum Abschluss kam.

Freude über die Rückkehr der Fans

Bundestrainer Toni Söderholm musste einige namhafte Ausfälle und Absagen verkraften. Dafür freute er sich umso mehr über das Comeback der deutschen Fans: "Man spürt die Eishockey-Fans, die in Deutschland und die Mitgereisten, im Rücken. Das bedeutet sehr viel für die Spieler. Es war ein langes Jahr, einige haben noch Olympia dazu gespielt und es gab viele Unterbrechungen in der DEL. Es hat den Jungs hoffentlich viel Spaß gemacht, hier bei der WM und wie gesagt: Wenn man dann die deutschen Eishockey-Fans im Rücken spürt, das bedeutet unglaublich viel."

Söderholm ist nach wie vor ein Glücksfall für das deutsche Eishockey. In Helsinki stand er gleich mehrfach unter Druck, denn die Bauchlandung bei Olympia war noch in frischer Erinnerung. Sie hat ihm vermutlich vorerst eine Perspektive als Trainer in der NHL genommen.

Außerdem stand die WM-Bühne in seiner Heimat, in seiner alten Halle: "Wir können, glaube ich, mitnehmen, dass wir das ganze Turnier als entschlossene Mannschaft gespielt haben. Wir haben Wege gefunden, Spiele zu gewinnen und haben ein paar neue Gesichter in der Nationalmannschaft gesehen, auf diesem Level. Es gibt viele positive Dinge, die wir mitnehmen können."

Es ist im Spitzensport ja außerdem auch so, dass aus der Enttäuschung stets auch neue Motivation erwachsen kann, oder vielleicht sogar muss. In diesem Sinne hat die Eishockey-Nationalmannschaft in Helsinki viel geschafft, ohne am Ende wirklich etwas zu erreichen.