Rangeleien zwischen den New Jersey Devils und den New York Rangers

NHL-Playoffs Feuer am Hudson River - Devils gegen Rangers

Stand: 28.04.2023 13:55 Uhr

Die New Jersey Devils und New York Rangers leben nebeneinander, sind Nachbarn, aber vor allem Rivalen. Und nun treffen sie erstmals seit 2012 wieder in den NHL-Playoffs aufeinander.

Von Heiko Oldörp

Im deutschen Biergarten direkt neben dem Prudential Center im Herzen von Newark ist die Stimmung anderthalb Stunden vor Beginn der fünften Playoff-Partie zwischen den heimischen New Jersey Devils und den New York Rangers eine Mischung aus Vorfreude, Anspannung und Frotzeleien. Die Fans beider Teams trinken und halten Small talk. Ab und zu ist mal ein lautes "You suck" ("Ihr taugt doch nichts") zu hören, gefolgt von Gelächter - und dann wird weiter geredet und getrunken.

Nach vier Partien steht es 2:2. Die Rangers hatten zweimal in New Jersey gewonnen, die Devils anschließend zweimal den Madison Square Garden als Sieger verlassen. Ein Team, soviel ist klar, wird nach dieser fünften Partie Matchpunkt haben - und das andere mit dem Rücken zur Wand stehen.

New Jersey Devils Fans vor dem Prudential Center

Fans der New Jersey Devils vor dem Prudential Center

Rivalität bei "Seinfeld" thematisiert

Beide Klubs kennen sich bestens, treffen jedes Jahr in der Punktrunde mehrmals aufeinander. Doch es sind die K.o.-Runden-Spiele, die dieses Nachbarschaftsduell zu etwas Besonderem machen - und sogar dafür sorgten, dass es in der 23. Episode der sechsten Staffel der bekannten US-Sitcom "Seinfeld" thematisiert wurde.

Die Rivalität beider Klubs sei nicht immer "weißglühend" gewesen, schreibt die "New York Times", sondern mitunter wie "ein qualmendes Feuer, das nur darauf warte, wieder angefacht zu werden." Doch nun brennt es wieder lichterloh. Zum siebten Mal - und erstmals seit 2012 - stehen sich die Devils und die Rangers wieder in den Playoffs gegenüber. Das sorgt für Gesprächsstoff in der U-Bahn, im Büro, im Fitness-Studio.

Arenen nur 15 Kilometer voneinander entfernt

Timo Meier spricht gegenüber sportschau.de von einer "großen, aber sportlichen Rivalität." Der Schweizer Stürmer in Diensten der Devils kam Ende Februar von den San Jose Sharks nach New Jersey. "Zwei Mannschaften nebeneinander, die ehrgeizig sind, viel gegeneinander spielen, du spürst die Fans - das ist cool", so der 26-Jährige.  

Nur 15 Kilometer Luftlinie liegen zwischen dem Madison Square Garden in Manhattan und dem Prudential Center in Newark. Es gibt in der NHL keine anderen Arenen, die so dicht beisammen sind. In den anderen sieben Playoff-Serien jetten die Teams im Flugzeug zum Gegner. Leon Draisaitl und die Edmonton Oilers beispielsweise müssen für die sechste Partie bei den Los Angeles Kings 2800 Kilometer zurücklegen. Die Rangers kommen am Donnerstag mit dem Bus zur Devils-Arena - einige Spieler gar mit dem Auto.

New York Ranger Spieler Braden Schneider und New Jersey Devils Spieler Nico Hischier kämpfen um den Puck

Braden Schneider (r.) von den Rangers und Nico Hischier von den Devils kämpfen um den Puck.

Tausende Rangers-Fans in New Jersey

Unterstützt werden sie von tausenden Anhängern. Ihre blauen Trikots sind weithin sichtbar. Die Devils-Fans tragen rote Jerseys - und einige auch rote Hörner. Im US-Sport gibt es keine getrennten Fanblöcke. Alle Tickets werden online verkauft - oder auf dem Schwarzmarkt. Und so ergeben sich an diesem Abend auf den Rängen rot-blau-rote Farbtupfer, oft aber auch ganze Farblinien in den Vereinsfarben. In der Reihe direkt hinter den Bänken beider Teams zum Beispiel sind die Plätze von links nach rechts wie folgt belegt: sechsmal rot, dreimal blau, dreimal neutral (grauer Hoddie, blauer Hoddie, schwarze Jacke) und viermal rot.

Nach nur 39 Sekunden jubeln die Roten unter den Fans und mit ihren weißen Handtüchern, die vor Spielbeginn auf jeden Sitz gelegt wurden. Ondrej Palat hatte mit einem wuchtigen Schuss zum 1:0 für die Gastgeber getroffen. Erik Haula erhöht auf 2:0 (24.). In der 33. Minute springen die Fans wieder von ihren Sitzen auf, - diesmal die roten und die blauen. New Jerseys Kevin Bahl und New Yorks Barclay Goodrow prügeln sich. Zumindest hier ist New York ebenbürtig, der Kampf endet unentschieden.

Geburtsstunde der "Hudson River Rivalry"

Die Aktion ist kein Vergleich zu Spiel sechs 1992. Damals gewannen die Devils 5:3. In Erinnerung geblieben ist aber vor allem, dass beide Mannschaften nach der Schlusssirene aufeinander eindroschen.

Die New York Rangers und New Jersey Devils 1992 im Duell

Die Rangers und die Devils bei einem Duell 1992

Diese Serie und die Duelle im Halbfinale zwei Jahre später waren Geburtsstunde und Katalysator der "Hudson River Rivalry" - angelehnt an den gleichnamigen Fluss, der die Grenze zwischen den Bundesstaaten New York und New Jersey bildet. Insbesondere das Aufeinandertreffen 1994 ist unvergessen. Denn es ging um einen Platz im Stanley Cup-Finale.

Nachdem New Jersey Spiel fünf im Madison Square Garden gewann, garantierte Rangers-Kapitän Mark Messier einen New Yorker Sieg in Spiel sechs in New Jersey - und hielt Wort. Im Schlussdrittel drehte er ein 1:2 mit drei Treffern in einen 4:2-Sieg. Somit musste Spiel sieben die Entscheidung bringen, wer ins Finale kommt. Die Rangers setzten sich in der zweiten Verlängerung 2:1 durch - und gewannen anschließend auch den Stanley Cup. Es war ihr erster Titel nach 54 Jahren - und ist bis heute der letzte geblieben.

Devils vom Außenseiter zum Favoriten

Die Devils entwickelten sich in den Folgejahren zur Dynastie, wurden zwischen 1995 und 2003 dreimal Meister. 2012 standen sie noch einmal im Finale. Dann folgten viele Spielzeiten ohne Playoffs. In die Serie gegen die Rangers sind die Devils zwar als leichter Außenseiter gegangen, gelten nun aber als Favorit. Das fünfte Spiel gewinnen sie 4:0, führen somit 3:2 und brauchen nur noch einen Sieg zum Einzug ins Viertelfinale.

"Wir haben unglaubliche Fans, aber wir haben sie heute enttäuscht", meinte Rangers-Stürmer Chris Kreider. Viel Zeit zur Ursachenforschung bleibt nicht. Bereits am Sonnabend sehen sich beide Teams wieder. Dann auf der anderen Seite des Hudson. Zu Spiel sechs im Madison Square Garden. Showdown mitten in Manhattan.