Saisonstart im Eishockey Die DEL startet mit alten Ungewissheiten

Stand: 09.09.2021 07:00 Uhr

Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) freut sich auf die Rückkehr der Fans, bis zur Normalität ist es aber noch ein langer Weg. Finanziell und emotional sind die "kleinen" Vereine im Vorteil.

Von Dorian Aust

Es waren exakt 2.983 Fans zum letzten Testspiel der Kölner Haie vor dem Start in die DEL-Saison 2021/22 gekommen. Was in der größten Multifunktionshalle Deutschlands mit über 18.000 Plätzen für gewöhnlich eine traurige Kulisse ist, war für alle Beteiligten an diesem ersten September-Wochenende wie die Wiedergeburt des Eishockeys. Emotionen, Gänsehaut und strahlende Gesichter - auf dem Eis und auf den Rängen.

Bei dieser Euphorie um das langersehnte Wiedersehen konnte schon mal in Vergessenheit geraten, dass auch die anstehende Saison vom Corona-Virus bestimmt wird. Zwar ist das öffentliche Leben in weiten Teilen zurück und eine weitere vollständige Geistersaison ausgeschlossen, doch die finanzielle Situation in der DEL ist weiter angespannt.

Jedes Spiel ein Minusgeschäft?

"Die Vorbereitung auf die Saison war sehr kompliziert", so Philipp Walter, Geschäftsführer der Kölner Haie: "Gerade beim Thema Zuschauer war und ist kaum Verlässlichkeit gegeben." Nach derzeitigem Stand kann der KEC die Halle zu 50 Prozent auslasten, zunächst mit einem Sitzplan nach Schachbrettmuster.

Im Normalfall bedeutet ein Heimspiel mit 50 Prozent und weniger Auslastung für die Kölner ein Minusgeschäft: "Die finanzielle Situation ist weiterhin sehr kompliziert, weil die Spieltagseinnahmen für uns extrem wichtig sind", erklärt Walter, der coronabedingt vor allem die Ausgabenseite drastisch zusammengekürzt hat: "Wir planen deshalb sehr defensiv. Man kann sagen: Wir laufen wieder, aber noch auf etwas wackeligen Beinen."

Auslastung zwischen 50 und 100 Prozent

Wie in Köln gilt in den vierzehn weiteren DEL-Standorten ein striktes Hygienekonzept in den Arenen - eine bundeseinheitliche Regelung ist nicht gegeben. Und die Auslastung variiert sehr. Aufsteiger Bietigheim darf die eigene Halle beispielsweise komplett auslasten, weil die Kapazität mit rund 4.500 Plätzen unter dem Schwellenwert von 5.000 liegt.

Eine ähnliche Regelung gilt für die fünf bayerischen Klubs, die immerhin ein Drittel der Liga ausmachen. Erst nach einem Zusammenschluss von 16 Hallensportteams und Druck auf die Politik haben sie rund eine Woche vor dem Saisonstart das "Go" für größere Zuschauerzahlen "ihrer" Landesregierung bekommen.

3G und Masken am Platz im Augsburg

So können die Augsburger Panther 5.589 Zuschauer zulassen, müssen nach dem Entschluss für das 3G-Modell allerdings eine weitere Einschränkung hinnehmen, sagt Geschäftsführer Maximilian Horber: "Wir unterschreiten den Mindestabstand, dafür haben wir dann gemäß bayerischer Verordnung die zusätzliche Auflage der Maskenpflicht auch am Platz."

Klar ist also: Je kleiner die Halle, desto größer die prozentuale Auslastung. Das wiederum sorgt für geringere finanzielle Einbußen in Augsburg oder Bietigheim als in Köln oder Berlin. Dazu kommt der Vorteil einer ausverkauften Halle mit deutlich besserer Stimmung, was den Heimteams einen emotionalen Vorteil geben könnte.

Dass in all diesen Standorten im kommenden Herbst und Winter aber überhaupt Eishockey gespielt wird, haben die Klubs vor allem ihren Spielern zu verdanken, die im vergangenen Jahr auf bis zu 60 Prozent ihres Gehalts verzichtet haben.

Gehälter weiter angepasst

Aber auch die Gehaltsabrechnungen sind nicht wieder auf dem Ausgangsniveau. Viele Klubs haben erneut gesonderte Vereinbarungen getroffen, so auch in Augsburg: "Die Spieler bekommen ein Festgehalt", erklärt Maximilian Horber: "Und je mehr Zuschauer kommen dürfen, desto mehr können die Jungs dazuverdienen."

"Die Jungs" auf dem Eis sind ligaweit zu über 90 Prozent geimpft, das ist zumindest die Rückmeldung aus den Vereinen. Mit Blick auf das Hygienekonzept bedeutet das erhebliche Erleichterungen im Vergleich zur vergangenen Saison: "Wir haben weiterhin die laufenden Tests für die ungeimpften Spieler", erklärt Ligachef Gernot Tripcke: "Da müssen wir jetzt abwarten, wie sich die Gesundheitsämter zu etwaigen positiven Tests stellen."

"Es soll sich anfühlen wie ein Sporterlebnis"

Die offen ausgesprochene Erwartung der Liga lautet: Keine Quarantäne für geimpfte Spieler, um den Spielbetrieb nicht zu gefährden. In Mannheim ist der Spielbetrieb zwar nicht in Gefahr – sportlich waren vier positive Tests eine Woche vor dem Saisonstart dennoch schmerzhaft.

Im Ligaalltag versuchen die Beteiligten das Virus trotzdem zu verdrängen. "Wenn die Leute zu uns in die Halle kommen, soll es sich anfühlen wie ein schönes Sporterlebnis" sagt Philipp Walter: "Und nicht wie das Erleben eines Hygienekonzepts."

Ein bis zwei Absteiger aus der DEL

Erstmals seit 2006 wird in der DEL wieder ein Absteiger ausgespielt. Angesichts der finanziell angespannten Lage ist die Wiedereinführung eine Überraschung. Da die Liga mit Bietigheim auf 15 Teams aufgestockt wurde, mittelfristig aber wieder auf 14 Mannschaften reduziert werden soll, könnten sogar zwei Klubs absteigen.

Bedingung dafür wäre allerdings die Zweitligameisterschaft der Frankfurter Löwen - sie waren das einzige Team, das die Bedingungen für einen Aufstieg erfüllt.