Stephan Daschner von den Straubing Tigers während der Partie gegen die Wolfsburger Grizzlys am Puck.

Saisonstart im Eishockey DEL - Favoriten, Modus und die Energiekrise

Stand: 13.09.2022 14:06 Uhr

Am Donnerstag, 15. September, startet die Deutsche Eishockey Liga (DEL) in ihre 29. Spielzeit. Eröffnet wird die Saison mit der Partie der Kölner Haie gegen den EHC München. Die Sportschau blickt auf die wichtigsten Fragen vor dem Saisonstart in Deutschlands höchster Eishockey-Liga.

Die Favoriten

Nach der zweiten Meisterschaft in Serie sind wieder die Eisbären Berlin die Gejagten. Und aller Voraussicht nach werden auch die ärgsten Jäger dieselben bleiben. Mit den Adlern Mannheim und dem EHC München gibt es drei Spitzenteams in der Liga, die den Titel wohl unter sich ausmachen werden: "An den drei Teams kommt man nicht vorbei", meint auch DEL-Experte und Ex-Profi Rick Goldmann.

Mathias Niederberger stemmt den Pokal der Eisbären Berlin hoch.

Mathias Niederberger stemmt den Pokal der Eisbären Berlin hoch.

Interessant sind dabei zwei Personalien: Während Berlin in Frank Mauer einen vierfachen Meister aus München geholt hat, ging Matthias Niederberger, seines Zeichens Nationaltorhüter und zweifacher Meister, den umgekehrten Weg. "Damit haben sie einem direkten Konkurrenten richtig weh getan", meint Goldmann. Als größten Trumpf aufseiten der Mannheimer sieht Goldmann die starken deutschen Spieler im Kader, die dort schon lange zusammenspielen.

Überraschungskandidaten

Abseits der Favoriten haben in der vergangenen Saison vor allem die Grizzlys Wolfsburg und die Straubing Tigers begeistert und landeten auf Platz 3 und 4 in der Hauptrunde und haben sich damit jeweils für den Europapokal im Eishockey, die Champions Hockey League, qualifiziert. Die Doppelbelastung durch das internationale Geschäft ist für beide Klubs ungewohnt, ob sie ihre Rolle als Top-4-Klub also bestätigen können also ungewiss.

TV-Experte und Ex-Eishockeypieler Rick Goldmann

TV-Experte und Ex-Eishockeypieler Rick Goldmann

Rick Goldmann sieht den ERC Ingolstadt mit Chancen: "Sie könnten so eine Mannschaft sein, die oben mitspielt. Mit Michael Garteig haben sie einen Top-Torhüter verpflichtet." Der kanadische Schlussmann spielte bereits 2020/21 für die "Schanzer" und überzeugte in den Playoffs mit einer Fangquote von 91,7 Prozent.

Der Modus

Ob München, Mannheim oder doch wieder Berlin – wer sich in der neuen Saison zum Meister küren will, muss dazu wieder vier Finalspiele für sich entscheiden. Nachdem coronabedingt in den vergangenen beiden Jahren im Modus Best-of-three und Best-of-five gespielt wurde, kehrt die DEL zurück zum Best-of-seven-Modus – und zwar in allen Runden (Viertelfinale bis Finale). Die Pre-Playoffs werden wie gewohnt im Best-of-three-Modus gespielt.

In der Hauptrunde trifft jedes Team zwei Mal zu Hause und zwei Mal auswärts auf die Konkurenz (56 Spiele). Als Überbleibsel aus den beiden Corona-Saisons bleibt der Punktequotient weiterhin verankert: Sollten am Ende der Saison Spiele aufgrund von Corona oder höherer Gewalt ausgefallen sein, entscheidet der Punktequotient über die Tabellenplätze.

Am anderen Tabellenende gibt es ein bisschen weniger Planungssicherheit. Sicher ist, dass es nach den Krefeld Pinguinen in der vergangenen Saison wieder einen Absteiger geben wird. Je nach sportlichem Verlauf der 2. Liga könnte es aber auch zwei Teams treffen, die den Gang in die DEL2 antreten müssen. Nur wenn der Meister der DEL2 auch aufsteigen will, beziehungsweise die Lizenzbedingungen erfüllt, wird es zwei Absteiger geben. Die Liga soll damit wieder auf die traditionelle Anzahl von 14 Klubs reduziert werden.

Die Abstiegskandidaten

Nachdem sich der Abstieg der Krefeld Pinguine über die vergangenen Jahre fast schon angekündigt hatte, ist es vor der neuen Saison schwieriger, Abstiegskandidaten zu benennen. Die Aufsteiger der vergangenen beiden Jahre sind daher naheliegend, aber das auch nicht unbegründet.

Die Bietigheim Steelers haben eine beeindruckende erste DEL-Saison gespielt und waren zu keinem Zeitpunkt ernsthaft abstiegsgefährdet. Mit Topscorer Riley Sheen (40 Tore) und Verteidiger Jalen Smereck haben zwei wichtige Stützen das Team verlassen – fast nicht zu kompensieren.

Der diesjährige Aufsteiger, die Löwen Frankfurt sind keine Unbekannten. Der Klub spielte bis 2010 unter anderem Namen in der DEL. "Für Frankfurt wird der Start sehr entscheidend sein", meint Rick Goldmann: "Bei den Löwen herrscht große Euphorie, aber wenn man direkt unten drinsteckt, kann die auch schnell verpuffen."

Für die Euphorie sorgen auch die beiden Toptransfers: Dominik Bokk (zuletzt Meister mit Berlin) und Carter Rowney (zuletzt vier Jahre in der NHL) sollen für Torgefahr sorgen - 16 Spieler aus dem Aufstiegskader sind geblieben. "Wir sind gekommen, um in der Liga zu bleiben", sagt Geschäftsführer Stefan Krämer angriffslustig.

Energiekrise

Ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine steigen die Strom- und Gaspreise in Deutschland immer weiter. Dadurch wird sowohl die Rolle des Sports beim Energieverbrauch hinterfragt, aber auch den ohnehin durch Corona gebeutelten Vereine drohen immense Mehrkosten.

"Als Liga sind wir beim Thema Energiekrise wenig am Drücker", sagt DEL-Chef Gernot Tripcke: "Für unsere Klubs gilt, dass sie in der Regel nur Mieter in den Hallen sind. Aber klar ist auch, dass die Vereine die wirtschaftlichen Auswirkungen spüren werden." Durch die aktuell noch laufenden Mietverträge seien kurzfristig keine großen Probleme zu erwarten, für die Etats in der nächsten Spielzeit werden die Energiepreise aber eine Rolle spielen. Akuter könnten die Einschnitte allerdings im Breitensport sein, so Tripcke.

Philipp Walter ist Geschäftsführer der Kölner Haie und damit auch Mieter der größten Multifunktionshalle Deutschlands. Gegenüber der Sportschau erklärt er, dass bereits gehandelt werde: "Wir sind dabei, Einsparpotenziale zu analysieren und wollen die dann bestmöglich ausschöpfen", so Walter: "Es geht nicht darum, aktionistisch zu sein, sondern kluge Entscheidungen zu treffen." Beim Besuch eines Spiels werde man zunächst keine Veränderungen feststellen.

Schiedsrichter

Personelle Veränderungen gibt es nicht nur in den Kadern der DEL-Klubs, sondern auch im Schiedsrichter-Team. Waren die ausländischen Schiedsrichter in der Liga zuletzt überwiegend Nordamerikaner, kommen jetzt vier aus der russisch-geprägten KHL.

"Man muss so ehrlich sein und sagen: Durch den Krieg in der Ukraine hat sich für uns der Markt europäischer Schiedsrichter geöffnet", erklärt Gernot Tripcke: "Die Schiedsrichter sind proaktiv auf uns zugekommen." Sprachliche Barrieren wird es bei den lettischen, russischen und tschechischen Schiedsrichtern aber keine geben: Auf dem Eis wird ohnehin überwiegend Englisch gesprochen.

Kölns Landon Ferraro spielt den Puck an Münchens Maksymilian Szuber vorbei.

Kölns Landon Ferraro spielt den Puck an Münchens Maksymilian Szuber vorbei.

Ist Corona noch ein Thema?

Zunächst einmal nein. Für die Klubs und Spieler gelten derzeit keine verpflichtenden Maßnahmen rund um den Spielbetrieb – auch Zuschauereinschränkungen gibt es derzeit keine. "Wir sind in Sachen Corona-Maßnahmen trotzdem auf alles vorbereitet", sagt Gernot Tripcke im Sportschau-Interview: "Man kann sagen: Unsere Schubladen sind zu, aber gefüllt."

Gemeint sind damit die veränderten Abläufe im Spielbetrieb, sollten Masken-, Test- oder gar Impfpflichten gefordert werden, um die Veranstaltung von Großevents aufrechtzuerhalten. Die Bundesländer haben nach dem Infektionsschutzgesetz Möglichkeiten, die Regeln regional zu verschärfen.