Darts WM in London Weitere positive Tests – Corona-Chaos bei der Darts-WM

Stand: 30.12.2021 08:08 Uhr

Die Darts-Weltmeisterschaft in London droht im Corona-Chaos zu versinken. Am Mittwoch (29.12.2021) wurde in Dave Chisnall schon der dritte positiv getestete Spieler aus dem Turnier genommen. Wenig später vermeldete auch der bereits ausgeschiedene Niederländer Danny Noppert einen positiven Befund.

Von Kevin Barth

Der sportliche Stellenwert des größten Darts-Turniers des Jahres gerät damit immer mehr zur Farce. Mehrere prominente Spieler üben Kritik am Veranstalter, weil kaum Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Heiligabend geriet die bis dato heile Darts-Welt erstmals in Aufruhr, als der fünffache Champion Raymond van Barneveld positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Der Ablauf der Weltmeisterschaft war zu diesem Zeitpunkt noch nicht beeinflusst, weil sich van Barneveld nicht mehr im Turnier befand. Anders war es einen Tag nach Weihnachten, als es Vincent van der Voort erwischte und der Niederländer nicht zu seinem Drittrundenspiel antreten konnte. Sein Gegner James Wade erhielt ein Freilos, das Turnier wurde ansonsten aber regulär, also auch mit 3.000 Fans in der Halle, fortgesetzt.

Verband PDC hält sich zurück

Noch höhere Wellen schlug einen Tag später der positive Test von Mitfavorit Michael van Gerwen. Auch sein Kontrahent zog kampflos ins Achtelfinale ein.

Von der veranstaltenden Professional Darts Corporation (PDC) gab es bisher dazu kaum eine Reaktion. Das änderte sich auch nicht, als mit dem letztjährigen Halbfinalisten Dave Chisnall der dritte Aktive wegen einer Covid-Infektion aus dem Turnier ausgeschlossen wurde. Mit dem jüngsten Befund des Niederländers Noppert gab es damit rund um die WM zehn positive Testergebnisse, die öffentlich wurden.

Keine Bubble für die Spieler

Im vergangenen Jahr fand die Weltmeisterschaft ohne Zuschauer statt, und die Spieler mussten sich in eine so genannte Bubble begeben. Das Hotel wurde für alle vorgegeben, und es war lediglich erlaubt, sich dort oder am Spielort aufzuhalten. Diesmal gibt es solche Vorkehrungen nicht, obwohl wieder Fans mit dabei sind. Die Spieler sind auf verschiedene Hotels verteilt und können sich ohne Einschränkungen frei bewegen.

Einige betonen, dass sie sich selbst isolieren. So zum Beispiel der ehemalige Weltmeister Peter Wright. Auch Michael van Gerwen gab an, dass er nicht wisse, wie er das Virus bekommen habe. Allerdings hatte er Weihnachten mit seinen Landsleuten van der Voort und Dirk van Duijvenbode im Haus seines Managers gefeiert. Van Duijvenbode wurde negativ getestet und kann damit planmäßig sein Achtelfinale bestreiten.

Van Gerwen und weitere Spieler kritisieren Veranstalter

Für van Gerwen trägt die PDC eine Mitschuld an der nun entstandenen Situation. "Sie sollten jeden Tag alle an den Eingängen kontrollieren, aber sie haben es nicht getan. Wenn man sich nur nach den Regeln der britischen Regierung richtet, müssen sie das zwar nicht tun, aber es wäre sinnvoll gewesen, um die eigene Organisation und die Veranstaltung zu schützen", sagte er dem niederländischen Portal "AD Sportwereld". Die momentan geltenden Regeln seien so durchlässig wie ein Sieb: "Es ist einfach furchtbar und ich werde eine Weile brauchen, um mich damit abzufinden."

Keine Testpflicht für Spieler

Ähnlich kritisch äußerte sich ein weiterer Teilnehmer, der namentlich nicht genannt werden wollte, gegenüber der Sportschau:"Die PDC hat selbst keine PCR-Tests durchgeführt, sondern lediglich Schnelltests angeboten und die konnte jeder ohne Kontrolle machen. Ich musste zwei Tage nach meiner Ankunft einen PCR-Test machen, weil das die Regierung vorgegeben hat. Danach habe ich mich eigenverantwortlich und auf eigene Kosten testen lassen."

Nachdem der Spieler sein erstes Match gewonnen hatte, habe er ein paar Tage später vor seiner nächsten Partie am Spielort noch nicht einmal einen aktuellen Test vorzeigen müssen:"Man hat mir gesagt, das sei nicht nötig, weil man meinen Test ja schon gesehen habe."

Es wäre nach diesen Aussagen also durchaus für einen Teilnehmer möglich gewesen, dem Veranstalter ein positives Testergebnis vorzuenthalten. Von der PDC heißt es in einem kurzen Statement zu den im Raum stehenden Vorwürfen: "Wir werden uns nicht zu einzelnen Spielern äußern. Wir befolgen weiterhin die Vorgaben der Regierung."

Titelverteidiger hätte nichts gegen eine Verschiebung

Für den Titelverteidiger Gerwyn Price hat die Weltmeisterschaft nun deutlich an Wert verloren, wie er schon nach dem Aus von van Gerwen verkündete. "Es ist vielleicht nicht die beste Option, das Turnier jetzt zu verschieben, denn ich weiß natürlich, wie viel Arbeit die Organisatoren investiert haben. Es wäre aber eine Lösung, zu der ich nicht nein sagen würde", schrieb der Waliser noch auf Instagram.

Aktuell spricht vieles dafür, dass die Weltmeisterschaft dennoch mit Zuschauern und ohne weitere Einschränkungen bis zum Ende durchgeführt wird. Daran würden wahrscheinlich auch weitere coronabedingte Spielabsagen nichts ändern. Zu attraktiv ist der Spieltermin zwischen den Jahren, an dem sportlich sonst nur wenig Konkurrenz herrscht.

Folgen für die Weltrangliste

Die Folgen würden sich aber nicht nur auf die Gesundheit von Spielern und Fans beschränken. Bei der Weltmeisterschaft werden auch die meisten Punkte für die Weltrangliste vergeben, die damit für mindestens zwei Jahre verzerrt wäre.

In diese Richtung zielte mit Gary Anderson auch ein weiterer Mitfavorit: "Für mich ist das nicht richtig. Es wird so viel Durcheinander in der Weltrangliste geben in den nächsten Monaten." Und die erhoffte große mediale Aufmerksamkeit könnte auch dazu führen, dass das Image des Dartssports durch negative Berichterstattung dauerhaft beschädigt wird.