Basketball | NBA Harden gegen Simmons - Blockbuster-Trade mit Ansage

Stand: 11.02.2022 14:00 Uhr

Der spektakuläre Transfer der Superstars James Harden und Ben Simmons zeigt die Besonderheiten des Transfersystems in der NBA und hat auch die Karten fürs Titelrennen neu gemischt.

Seit Wochen gab es in den US-Sportkanälen und NBA-Podcasts nur ein Thema: Ein möglicher Trade, ein Tauschgeschäft mit den zwei Topstars James Harden und Ben Simmons. Bis einen Tag vor der Trade-Deadline am Donnerstagabend (10.02.2022) hatte zwar keiner der beteiligten Klubs aus Brooklyn und Philadelphia offiziell Gespräche über einen möglichen Wechsel geführt. Brooklyns Coach Steve Nash hatte nochmals bekräftigt, dass er für den Rest der Saison fest mit Harden plane.

Und doch überraschte es am Ende kaum jemanden, dass der "Blockbuster-Deal" zustande kam. Kurz vor Mitternacht amerikanischer Zeit gab es von den Klubs die Bestätigung für das spektakuläre Tauschgeschäft. Das fast logisch erschien, weil es für alle Beteiligten Sinn ergibt: für die Klubs. Und für die Spieler, die beide ausreichend Indizien dafür geliefert hatten, dass sie einen Wechsel durchsetzen wollten.

Simmons und die Sixers: Verhältnis irreparabel

Allen voran Ben Simmons: Das Verhältnis zu den 76ers galt als irreparabel zerstört, spätestens seit den vergangenen Playoffs: Das frühe Scheitern der Sixers, die das beste Team im Osten waren, wurde in Philadelphia vor allem dem australischen Spielmacher angelastet. Für besonders viel Diskussionsstoff sorgte eine Szene im entscheidenden siebten Spiel gegen Atlanta, als Simmons einen offenen Wurf aus kurzer Distanz verweigerte.

Vor Beginn der aktuellen Saison kündigte Simmons an, nicht mehr für Philadelphia spielen zu wollen, zuletzt stand er auch gar nicht mehr auf dem Parkett. Offiziell wegen "Mental Health Issues", in US-Medien war von Streik die Rede. Laut "ESPN" hat Simmons 19 Millionen Dollar Strafe an den Klub und damit den größten Teil seines bisherigen Saisongehalts abgedrückt.

Harden nach nur einem Jahr wieder weg aus Brooklyn

Harden wiederum, einer der absoluten NBA-Superstars, spielte in den vergangenen Wochen in Brooklyn auffallend uninspiriert und erinnerte immer mehr an seine letzten Tage in Houston vor etwas mehr als einem Jahr, als er am Ende erfolgreich seinen Wechsel zu den Nets forcierte.

In Brooklyn hatte er zuletzt aber auf die Möglichkeit verzichtet, seinen Vertrag zu verlängern. Wohl auch, um sich die Option offenzuhalten, nach der Saison einen noch besser dotierten Vertrag zu unterschreiben, als Free Agent. Dies zwang die Nets jetzt überhaupt erst dazu, über einen Trade zu verhandeln - im Sommer hätte ihnen sonst ein Abgang von Harden gedroht, ohne dass sie dafür einen Gegenwert bekommen hätten.

Superstar-Trio Durant, Harden, Irving gesprengt

Zwar ist das Superstar-Trio mit Harden, Kevin Durant und Kyrie Irving, mit dem die Nets eigentlich den NBA-Titel gewinnen wollten, nun schon wieder Geschichte. Doch mit Simmons, dem Nummer-eins-Pick im Draft 2016, bekommen die Nets im Gegenzug einen Allstar-Spielmacher, der dem Klub möglicherweise auch perspektivisch mehr bieten könnte als der sieben Jahre ältere Harden, der auch nicht mehr in der MVP-Form früherer Zeiten abliefert.

Außerdem, auch dies ist Teil des Deals, kommen neben Simmons zwei weitere Spieler aus Philadelphia an den Hudson River: der erfahrene Center André Drummond und Seth Curry, der defensiv starke Guard könnte eine weitere Verstärkung für den Backcourt sein. Zumal Spielmacher Kyrie Irving wegen des fehlenden Nachweises einer Corona-Impfung weiter nicht bei Heimspielen auflaufen darf.

Philadelphia mit Harden und Embiid ein Titelkandidat

Philadelphia wiederum ist mit Harden, dem dreifachen NBA-Topscorer, direkt in den Kreis der ernsthaften Titelkandidaten aufgestiegen. Auch ohne Simmons lagen die 76ers bislang im eng umkämpften Osten gut im Rennen, mit einem Joel Embiid, der auch in dieser Saison wieder ein MVP-Kandidat ist.

Mit der Verpflichtung von Harden, der weiter auf seinen ersten NBA-Titel wartet, sind die 76ers nun gewissermaßen "All-in" gegangen - auch wenn nicht absehbar ist, ob Harden länger als über den Sommer hinaus bleibt. Dennoch wurden in den US-Medien schon die ersten Vergleiche gezogen mit Kawhi Leonard, der 2018 auch nur für eine Saison in Toronto anheuerte und die Raptors sensationell zum Titel führte.

Auch Schröder und Theis in der großen Tauschbörse

Wie schnell solche Trades in der NBA über die Bühne gehen, haben jetzt auch Dennis Schröder und Daniel Theis wieder erfahren. Die beiden deutschen Nationalspieler haben sich nach acht beziehungsweise fünf Spielzeiten etabliert in der besten Basketball-Liga der Welt, als verlässliche Rollenspieler, die jedem Verein helfen können. So gerieten auch Schröder und Theis am Donnerstagabend in die große Spielertauschbörse.

Schröder wurde aus Boston zu den Houston Rockets transferiert, die inzwischen fünfte NBA-Station für den Spielmacher. Im Gegenzug ging Theis aus Houston zurück zu den Celtics - jenem Klub, bei dem er schon vier Jahre unter Vertrag stand und zum Publikumsliebling wurde. "Back where it all started" schrieben die Celtics bei Twitter über ein Highlight-Video mit Theis - und empfingen ihn wie einen verlorenen Sohn. Zumindest Theis darf sich also wieder zu Hause fühlen.