Basketball-Bundesliga BBL-Saisonstart - Titelfavoriten, Herausforderer, Zuschauer
Am Donnerstag (23.09.2021) startet die Basketball-Bundesliga (BBL) in die neue Saison. Ein Überblick über Meisterschaftsfavoriten und Herausforderer, über 2G und 3G und den Wunsch nach Wachstum.
Alba Berlin und FC Bayern München standen sich in drei der vier vergangenen Endspiele um die deutsche Meisterschaft gegenüber. Und alles spricht dafür, dass Alba und Bayern auch in der kommenden Saison den Titel unter sich ausmachen werden. An der Vormachtstellung der beiden deutschen Euroleague-Klubs, was Qualität, Kadertiefe, Erfahrung und auch Budget angeht, hat sich nichts geändert.
Alba gegen Bayern - das Dauer-Duell um den Titel
Der Vorsprung auf den Rest der Liga scheint eher noch größer geworden zu sein, weil vor allem der FC Bayern nochmals aufgerüstet hat. Die Münchner haben Blut geleckt, nachdem sie in der vergangenen Saison erstmals die Playoffs der Euroleague erreicht hatten und dort nur knapp am Einzug ins Final Four gescheitert waren. Und in der BBL wollen sich die Bayern auf keinen Fall zum dritten Mal in Folge vom Dauerrivalen Alba den Rang ablaufen lassen.
Verhindern sollen dies auch namhafte Neuzugänge wie der frühere Euroleague-Champion Darun Hilliard oder Corey Walden, Nachfolger des schwankungsanfälligen Spielmachers Wade Baldwin. Mit Andreas Obst wurde zudem einer der begehrtesten Nationalspieler an die Isar geholt. Gerade bei den deutschen Kaderplätzen, die BBL schreibt sechs Spieler mit deutschem Pass vor, fielen die Münchner zuletzt im Vergleich mit Berlin deutlich ab.
Alba macht auf Underdog
Angesichts der hochkarätigen Bayern-Verstärkungen sehen sich die "Albatrosse" vor der Saison als Underdog, trotz zweier Meisterschaften in Folge. Geschäftsführer Marco Baldi verwies nicht zum ersten Mal auf den kleineren Etat. In der Tat mussten die Berliner gleich mehrere Leistungsträger ziehen lassen, neben Spielmacher Peyton Siva auch Identifikationsfigur Niels Giffey.
Auch Meistertrainer Aito Garcia Reneses ist nicht mehr an Bord. Doch mit Aitos langjährigem Assistenten Israel Gonzalez, der im Vorjahr schon für einige Wochen als Chefcoach einsprang, dürfte für Kontinuität gesorgt sein. Die Berliner haben schon im Vorjahr bewiesen, dass sie abgewanderte Leistungsträger ersetzen können. Zu den Neuverpflichtungen in diesem Sommer zählt zum Beispiel Liga-MVP Jaleen Smith. Der Titel dürfte auch in der kommenden Saison nur über Berlin gehen.
Ludwigsburg, Oldenburg, Ulm - die Herausforderer
In der Vorsaison legte Ludwigsburg eine spektakuläre Spielzeit hin und war das beste Team der regulären Saison. Auch nach dem Abgang von Topscorer Smith zählen die Ludwigsburger weiter zu den Herausforderern der beiden Top-Klubs, mit ihrer gefürchteten aggressiven Verteidigung, dem Markenzeichen von John Patrick, der im Sommer zwischenzeitlich sogar als neuer Bundestrainer gehandelt wurde.
Neben Ludwigsburg und Oldenburg, fast traditionell ein Kandidat fürs Playoff-Halbfinale, hat sich zuletzt auch Ratiopharm Ulm verstärkt in Stellung gebracht. Mit Jaron Blossomgame, Semaj Christon und Center-Urgewalt Cristiano Felicio sind gleich drei ehemalige NBA-Akteure neu im Ulmer Kader. Dazu kommt mit Fedor Zugic eines der begehrtesten europäischen Talente, angelockt vom guten Ruf des Klubs mit seinem inzwischen auch europaweit bekannten Orange Campus. Der Montenegriner, 18, ist der nächste Spieler, der Ulm als Sprungbrett in Richtung NBA nutzen möchte.
Zuschauer - die große Unbekannte
Schon während der Playoffs im vergangenen Mai durfte erstmals wieder eine begrenzte Anzahl von Fans in die Hallen. Aufgrund der weiteren Corona-Lockerungen im Sommer dürfen sich die Klubs in der neuen Saison nun auf mehr Zuschauer und so etwas wie echte Heimspiel-Atmosphäre freuen. An vielen Standorten dürfen die Hallen wieder zu 50 Prozent gefüllt werden, sofern die Fans geimpft, getestet oder genesen sind (sogenannte 3G-Regel).
Hamburg und Göttingen setzen auf 2G
Zum Teil ist eine noch höhere Auslastung möglich, wenn die Klubs als Veranstalter die 2G-Regel anwenden. Die BG Göttingen hat bereits angekündigt, Karten für die Heimspiele nur an Geimpfte und Genesene zu verkaufen, ausgenommen sind wie üblich Kinder unter zwölf Jahren und nicht impffähige Personen. Auch die Hamburg Towers werden wohl auf die 2G-Regelung setzen, um mehr als die aktuell genehmigten 1.300 Zuschauer in der Halle zuzulassen.
Eine einheitliche Regelung für die gesamte Liga scheiterte vor allem an den unterschiedlichen Länderverordnungen. Weil etwa in Niedersachsen nur 50 Prozent Auslastung erlaubt ist, beklagten Oldenburgs Verantwortliche einen "klaren Wettbewerbsnachteil" gegenüber den Klubs aus dem Süden, die mit fast vollen Hallen planen dürfen. Der FC Bayern wiederum darf bei der Heimpremiere am 26. September gegen Ulm die Ränge schon jetzt wieder zu 90 Prozent füllen.
Die BBL hat die Klubs, die stärker als etwa der Profifußball auf Ticketeinnahmen angewiesen sind, ermutigt, bei der Auslastung der Hallen ans Maximum zu gehen. Bei der Lizenzvergabe hatte die Liga-Zentrale den Klubs eine Zielmarke von 50 Prozent Auslastung empfohlen, um wirtschaftlich sicher planen zu können. Doch die Vereine sind zurückhaltender, einige wollen erst einmal abwarten, ob die Zuschauer wirklich wieder wie in Vor-Pandemiezeiten in die Hallen strömen. Die Unsicherheit ist weiterhin groß.
Fernziel 2022 - Final Four und EM im eigenen Land
Die wirtschaftlichen Prognosen vor dem Beginn der vergangenen Saison waren düster. Eine weitere Saison ohne Zuschauer würden viele Standorte nicht überstehen, hieß es selbst von finanzstärkeren Klubs. So schlimm ist es nicht gekommen, die BBL hat die zweite Corona-Saison ohne Insolvenzen überstanden. Dies darf schonmal als Erfolg gewertet werden, zumal in der Vergangenheit, schon vor Corona, immer wieder Klubs aus wirtschaftlichen Gründen den Rückzug antraten oder auf den sportlichen Aufstieg verzichteten.
Insgesamt fehlten den 18 Vereinen infolge der Pandemie in der vergangenen Saison beim Gesamtetat 55 bis 60 Millionen Euro, so bezifferte BBL-Chef Stefan Holz das Minus im Magazin "BIG", rechnete aber wieder vorsichtig mit steigenden Etats.
Neue Wege bei der Vermarktung
Vom einst ausgegebenen Ziel, die stärkste Liga in Europa zu werden, ist die BBL zuletzt abgerückt. Dennoch möchte sich die Liga künftig moderner präsentieren, sie arbeitet mit einer Marketing-Agentur, die sich der Hip-Hop-Szene zurechnet. Auch an der Euroleague will sich die BBL künftig stärker orientieren, die europäische Königsklasse präsentierte zuletzt Wachstumszahlen auf dem europäischen Markt. Das Final Four wird im kommenden Mai in Berlin stattfinden, und damit zum zweiten Mal in Folge in Deutschland. Im September 2022 wartet dann das nächste Großereignis auf den deutschen Basketball: die Europameisterschaft im eigenen Land.