Basketball | WNBA US-Basketballstar Griner - zwischen den Fronten im Ukraine-Krieg

Stand: 22.03.2022 13:52 Uhr

WNBA-Star Brittney Griner wird in Russland wegen mutmaßlichen Drogenbesitzes festgehalten. Aus den USA werden die Vorwürfe lauter, dass die Basketballerin von russischer Seite für politische Zwecke instrumentalisiert werde.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und den USA stehen wegen des Kriegs in der Ukraine kurz vor dem Abbruch. John Sullivan, US-Botschafter in Moskau, wurde am Montagabend (21.03.2022) ins russische Außenministerium einbestellt und bekam eine offizielle Protestnote überreicht. Der US-Diplomat nutzte den Rapport dazu, um im Gegenzug den Zugang zu amerikanischen Staatsbürgern zu fordern, die in Russland inhaftiert sind.

Mutmaßlicher Drogenbesitz - WNBA-Star Griner in Russland in Haft

Unter ihnen befindet sich auch die Basketballerin Brittney Griner. Die 31-Jährige ist eine der größten Stars der US-Profiliga WNBA, Meister mit Phoenix Mercury und zweifache Olympiasiegerin. Griner war bis vor kurzem auch beim russischen Spitzenklub UMMC Jekaterinburg aktiv, wie eine ganze Reihe von US-Basketballerinnen, die außerhalb der WNBA-Saison für viel Geld bei europäischen Top-Klubs spielen.

Seit Mitte Februar allerdings sitzt Griner in Untersuchungshaft, nachdem sie wegen mutmaßlichen Drogenbesitzes am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen wurde, wie die russische Zollbehörde und ihre Anwälte inzwischen bestätigt haben. Nach Angaben des russischen Zolls sollen bei einer Kontrolle in Griners Gepäck sogenannte Vape-Kartuschen mit Haschisch-Öl entdeckt worden sein, ihr droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.

Der Fall versetzte die US-Diplomatie sofort in Alarmbereitschaft - in einer Phase, in der die Beziehungen zwischen den USA und Russland infolge des Angriffs auf die Ukraine so schlecht sind wie zuletzt zu Zeiten des Kalten Krieges. In der Vergangenheit hatten US-Politiker der russischen Justiz mehrfach vorgehalten, dass in Russland ansässige US-Staatsbürger wegen zweifelhafter Anschuldigungen angeklagt und teils auch verurteilt worden seien. Joaquin Castro, Kongressabgeordneter aus Texas, erneuerte diesen Vorwurf, gleich nach Bekanntwerden von Griners Festnahme. Dies sei "ein weiteres Beispiel dafür, dass Russland US-Staatsbürger mit falschen Anschuldigungen belegt und zu Unrecht inhaftiert“, sagte er in der "New York Times".

State Department zum Fall Griner: "Extrem heikle Situation"

Die Regierungsstellen in den USA gingen bislang sehr zurückhaltend mit dem Fall um. Sie setzen auf möglichst diskrete Verhandlungen mit der russischen Seite, vor allem um Griners Wohlergehen nicht zu gefährden. Colin Allred, Abgeordneter im US-Kongress und Mitglied im außenpolitischen Ausschuss, sprach in der "New York Times" von einer "extrem heiklen Situation". Man werde versuchen, alles zu tun, um Griner zu helfen, betonte Allred. Aber gleichzeitig auch "alles zu unterlassen, was sie in Gefahr bringt oder ihre Situation weiter verschlimmert".

Griner selbst ließ über eine nicht näher bezeichnete Vertrauensperson aus der Untersuchungshaft mitteilen, es gehe ihr den Umständen entsprechend gut. Juristisch wird sie von einem russischen Anwaltsteam vertreten, unter anderem deshalb wurden zuletzt die Forderungen von US-Seite immer lauter. Nach Angaben des US-Außenministeriums wurde der inhaftierten Griner wiederholt der Kontakt zu amerikanischen Konsulatsmitarbeitern verweigert, dies sei ein klarer Verstoß gegen internationale Normen.

Inhaftierter WNBA-Star: Faustpfand für Putin?

Nach Informationen der russischen Nachrichtenagentur Tass laufen noch die Ermittlungen gegen Griner, eine konkrete gerichtliche Anhörung soll es bislang nicht gegeben haben. Am vergangenen Donnerstag (17.03.2022) wurde der Antrag der Anwälte, Griner in Hausarrest zu entlassen, abgelehnt. Stattdessen wurde ihre Untersuchungshaft bis zum 19. Mai verlängert.

Spätestens mit dieser Anordnung des Gerichts ist daraus nach Ansicht von Tim Kaine, demokratischer Senator aus Virginia, ein politischer Fall geworden. Es gebe keinen Zweifel mehr, dass Griner vor dem Hintergrund der massiven US-Sanktionen gegen Russland als "Faustpfand" festgehalten werde, sagte Kaine bei der Polit-Talkshow "Full Court Press": "Wladimir Putin und die russische Regierung versuchen, sie als Geisel zu nehmen, für ihr politisches Schachspiel. Sie wollen sie als Druckmittel einsetzen, für mögliche Verhandlungen."

Bekannt waren diesbezüglich bislang vor allem Fälle aus der Wirtschaft, bei denen Spitzenmanager aus dem Ausland von einem autokratischen Regime für politische Zwecke instrumentalisiert wurden. Ein Beispiel ist die Festnahme zweier kanadischer Manager in China wegen angeblicher Spionage. Letztere galt als Vergeltungsmaßnahme für die in Kanada inhaftierte Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou. Mit Brittney Griner ist nun womöglich auch eine prominente Sportlerin ins Visier politischer Konflikte geraten.