American Football | NFL Brady-Comeback - Orakel in Badeschlappen

Stand: 14.03.2022 13:40 Uhr

Die Ankündigung des Comebacks von Footballer Tom Brady kam überraschend. Doch Brady und die Tampa Bay Buccaneers hatten wohl nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.

Am Wochenende wurde Tom Brady noch im Stadion von Manchester United gesichtet. Der Football-Star, der im Februar seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte, war zu Gast beim Premier-League-Spiel von United gegen Tottenham. Nach dem Spiel kam es noch zu einem "spontanen" Treffen mit Cristiano Ronaldo, zufällig waren auch ein paar Fotografen in der Nähe. Brady gratulierte dem United-Star, der in Badeschlappen auf dem Rasen stand, zu dessen Hattrick. Ein netter, werbewirksamer Termin - was man eben so macht als weltberühmter, pensionierter NFL-Star, wie Brady einer ist.

Breaking News von Brady: "Ich komme zurück"

Zumindest dachten das die meisten - bis die Breaking News am Sonntagabend (13.03.2022) US-amerikanischer Zeit über alle Kanäle lief: Brady, der 44 Jahre alte NFL-Superstar, macht doch weiter mit dem Football. Der erfolgreichste Quarterback der Geschichte verkündete persönlich seinen Rücktritt vom Rücktritt, über seinen Twitter-Kanal: "In den vergangenen zwei Monaten ist mir klargeworden, dass mein Platz immer noch auf dem Feld ist und nicht auf der Tribüne. Diese Zeit wird irgendwann kommen, aber noch nicht jetzt", schrieb Brady: "Ich komme zurück und spiele meine 23. Saison in Tampa."

Gerade einmal 40 Tage ist es her, dass Brady nach dem Saisonende mit Tampa Bay seinen Abschied aus der NFL verkündet hatte. Ausnahmsweise mal nicht nach einem gewonnenen Super-Bowl-Finale. Die Ankündigung des Karriereendes hatte sich über Tage hingezogen - angesichts dieser Hängepartie gab es schon damals nicht wenige, die nicht so recht daran glauben mochten. Offenbar war auch Brady selbst, wie sich nun zeigte, nicht völlig überzeugt.

"Unfinished Business" bei Tampa Bay

Die Entscheidung, so mutmaßten die US-Experten, sei wohl vor allem aus der Enttäuschung über das unerwartet frühe Scheitern in den Playoffs gefallen. Nachdem Brady im Jahr zuvor nach seiner Ankunft die bis dahin notorisch erfolglosen Buccaneers zum Titel geführt hatte. Seine Comeback-Erklärung schloss Brady nun auch mit den Worten "Unfinished Business" - er habe noch etwas zu erledigen bei den "Bucs".

Viele Gespräche zwischen Brady und Tampa Bay

Die hatten ihm ohnehin immer eine Hintertür offengehalten. Die Entscheidung, ob Brady weitermachen wolle, läge alleine bei ihm, hieß es nach dem Saisonende von den "Bucs". Der Draht zu Brady war in den vergangenen Wochen aber nie abgerissen, es habe viele Gespräche mit dem Management und Trainer Bruce Arians gegeben, sagte Klubboss Jason Licht bei "ESPN". Zuletzt habe sich der Glaube gefestigt, es gebe "eine realistische Chance, dass Tom wirklich zurückkommen möchte".

Comeback einen Tag vor Beginn der Verhandlungen mit Free Agents

Am Ende ging es wohl nur noch um den richtigen Zeitpunkt, die Entscheidung über Bradys Comeback bekanntzugeben. Dass es jetzt publik wurde, ist kein Zufall: Ab Montag dürfen die Klubs offiziell mit Spielern die Gespräche über neue Verträge aufnehmen. Bei den "Bucs" könnten gleich 24 Spieler zu sogenannten "Unrestricted Free Agents" werden. Mit Brady im Kader hat Tampa Bay nun mehr Planungssicherheit und sicherlich auch eine ganz andere Verhandlungsposition für die vielen anderen offenen Planstellen im Kader.

Wide Receiver Chris Godwin, einer von Bradys Lieblings-Empfängern, haben die "Bucs" bereits per "Franchise Tag" weiter verpflichtet. Auch weitere Schlüsselspieler wie Jordan Whitehead, Ndamukong Suh oder Center Ryan Jensen könnten gehalten werden - jetzt, wo der Meistermacher auf der Quarterback-Position zurück ist. Auch Bradys ewiger Adjutant Rob Gronkowski, der gemeinsam mit ihm vier Super-Bowl-Titel gewann, könnte womöglich eine weitere Saison dranhängen.

Brady selbst soll nach Medienberichten 25 Millionen Dollar für die kommende Saison in Tampa Bay bekommen. Wobei wohl nicht die komplette Gehaltssumme auf die "Salary Cap" des Teams angerechnet wird, dank einiger kreativ gestalteter Klauseln in Bradys reaktiviertem Vertrag. Es wäre nicht das erste Mal, dass Brady dem Management bei den Vertragskonditionen entgegenkommt, um seinem Klub im Gegenzug mehr finanziellen Spielraum zu geben.

Cristiano Ronaldo spielt Orakel

Im Nachhinein passte wohl auch der Trip ins Old Trafford in die große Inszenierung von Bradys Comeback. Denn Manchester United ist im Besitz der Glazer-Familie, ebenso wie die Tampa Bay Buccaneers. Bei Bradys Rückkehr zu den "Bucs" durfte Cristiano Ronaldo nun das Orakel spielen. Am Ende des Pläuschchens, das sich über die sozialen Netzwerke verbreitete, fragte er Brady: "Du hast doch aufgehört, oder?" Brady lächelte nur gequält, wie ein ertappter Schuljunge beim Griff in die Keksdose.