American Football Bills-Quarterback Josh Allen - Buffalo erwartet Titel

Stand: 21.01.2022 14:42 Uhr

Gut ein Jahr nach der Playoff-Niederlage gegen die Kansas City Chiefs bekommt Josh Allen mit den Buffalo Bills die Chance auf eine Revanche. Der Star-Quarterback soll liefern.

Am 24. Januar 2021 kassierte Buffalo die wohl schmerzhafteste Niederlage, seit dem verlorenen Super Bowl 1994. Das Conference-Finale gegen die Kansas City Chiefs ging mit 38:24 verloren. Ein Jahr und einen Tag später wird Josh Allen mit den Bills erneut vor den Toren des Arrowhead Stadiums stehen und versuchen, den AFC-Champion zu stürzen - diesmal allerdings in der Divisional Round.

Ein perfektes Spiel zum Playoff-Start

An Selbstvertrauen wird es den New Yorkern wohl nicht mangeln. In der Wild Card Round haben die Bills gegen die jahrelang übermächtigen New England Patriots nämlich ein perfektes Offensiv-Spiel hingelegt. Noch nie hat es ein Team in der NFL geschafft, sieben Drives in Folge mit einem Touchdown abzuschließen. Jede Ballbesitzphase wurde mit sechs, respektive sieben Punkten beendet. Bei Nummer acht kniete Allen in der "Victory Formation" ab und schickte den Divisions-Rivalen in die Off-Season. 47:17 gegen Bill Belichicks disziplinierte und sonst so schwer zu überwindende Defensive - eine Machtdemonstration.

Allen und Mahomes ziehen in die "Schlacht"

"Es wird ein Kampf, eine Schlacht", fasst Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes die Aussichten auf das kommende Duell zusammen. Beide Spielmacher waren in der ersten Playoff-Runde mit fünf Touchdowns bereits in bestechender Form. Das erste direkte Duell der Saison in Woche fünf ging an Josh Allen. Insgesamt war die Saison von Allen solide, hatte aber auch seine Schwächephasen - genau wie bei Mahomes. Vergangene Spiele und Statistiken der Saison sind Makulatur. Zu erwarten ist ein Offensiv-Spektakel, bei dem Allen allerdings einen Trumph im Ärmel haben wird.

Bills mit der besten Defensive

Steht der Spielmacher nicht auf dem Feld, trägt die starke Defensive ihren Teil zum Erfolg bei. In der regulären Saison war der Verteidigungsverbund neben Allen der wichtigste Baustein. Kein Team hat durchschnittlich weniger Punkte (17), Yards (272,8) und First Downs (16,7) pro Spiel zugelassen. Kurios, aber bezeichnend für die mannschaftliche Geschlossenheit: Trotz dieser Zahlen wurde kein einziger Bills-Verteidiger für den Pro Bowl nominiert.

Star-Cornerback Tre’Davious White hätte es wohl geschafft, er fehlt aber seit Ende November mit einem Kreuzbandriss - die Mannschaft konnte den schwerwiegenden Ausfall abfangen. Insgesamt ist das Team sehr homogen. Wird Josh Allen mal laut, hört man keine Anschuldigungen oder Ausreden. Dann versucht der Spielmacher, das Feuer in seinen Mitspielern zu entfachen.

Keine Allüren, dafür Demut und Siegeswillen

Kein Spieler sticht regelmäßig vor und nach Spielen mit bissigen Kommentaren heraus, das Team wirkt in der Außendarstellung gefestigt und auf das Wesentliche konzentriert. Selbst nach dem perfekten Spiel gegen die Patriots bleibt Allen gelassen. Den Besuch für ein kurzes Gespräch unter vier Augen von Patriots-Trainer Bill Belichick fasste er nüchtern zusammen: "Er kam zu mir, das war ziemlich cool. Ich respektiere ihn sehr." Wenig Säbelrasseln auch in Richtung des kommenden Gegners auf der virtuellen Pressekonferenz.

Im August haben die Bills den 25-Jährigen mit einem Vertrag über sechs Jahre mit durchschnittlich rund 38 Millionen Euro Jahresgehalt ausgestattet. Nur einer bekommt mehr: der kommende Gegner Mahomes. Damals kommentierte er über den offiziellen Teamkanal auf Twitter: "Ich weiß, dass sie mich nicht bezahlen für das, was ich bis jetzt geleistet habe. Sie haben es getan, weil sie erwarten, dass ich damit weitermache. Sie erwarten, dass ich dem Team ein paar Titel gewinne." Seine Mentalität deckt sich mit dem Bild, nach dem Bills-Anhänger sich häufig definieren - hart arbeiten, nicht beklagen.

Die Fans sind gewohnt angriffslustig, laut und traditionellerweise werfen sie sich vor Freude durch Klapptische. In Buffalo steigt die Hoffnung auf den ersten Super-Bowl-Sieg in der 62-jährigen Team-Historie. Die Wunden der 90er Jahre, als alle vier Endspiel-Teilnahmen verloren gingen, wären schlagartig verheilt. Josh Allen ist nun die personifizierte Hoffnung. Natürlich steht er nicht alleine auf dem Feld, aber er verkörpert das, was einen Franchise-Quarterback ausmacht - das Gesicht eines Teams.

Die offene Rechnung

Allens bester Receiver hat sich nach der Niederlage im vergangen Jahr eine Extraportion Motivation in Kansas City eingepackt. Während die Chiefs den AFC-Titel im Konfettiregen feierten, stand Stefon Diggs alleine am Spielfeldrand und ließ den Moment der Niederlage auf sich wirken.

"Es tat weh zuzusehen. Aber ich spürte auch, dass ich zusehen musste, um mich zu motivieren, damit es beim nächsten Mal ein anderes Resultat gibt. Damit ich mich an dieses Gefühl erinnern kann, musste ich da durch", verriet er wenige Tage nach dem Spiel in der amerikanischen Football-Sendung "The Rich Eisen Show".

Keine Anzeichen also von Selbstzweifeln. Während die "Bills Mafia", wie sich die Buffalo-Fans bezeichnen, lauthals Kampfparolen brüllen, bereitet sich das Team konzentriert und im Stillen auf die Chiefs vor. Denn das zuletzt perfekte Spiel krönt noch lange keinen Super-Bowl-Champion. Allens Anspruch an sich und sein Team ist es, die Niederlage aus dem Vorjahr auszubügeln und das AFC-Finale zu erreichen, danach wird der Fokus neu gesetzt.