Football | NFL Nur noch zwei schwarze Trainer in der NFL

Stand: 08.02.2022 10:33 Uhr

Trotz der Debatte um Diskriminierung in der US-Football-Profiliga NFL werden in der kommenden Saison noch weniger Schwarze als Cheftrainer angestellt sein als in der abgelaufen Spielzeit. Auch Brian Flores ging leer aus.

Die New Orleans Saints setzen auf Dennis Allen, die Miami Dolphins machen Mike McDaniel zum Headcoach. Einzige noch offene Stelle ist die bei den Minnesota Vikings - Kevin O'Connell von den Los Angeles Rams hat den Zuschlag aber offenbar sicher, eine Verkündung wird für unmittelbar nach dem Super Bowl erwartet.

Nur Smith und Tomlin sind Schwarze

Immerhin haben sich die Houston Texans laut übereinstimmenden Medienberichten für den erfahrenen Lovie Smith als Nachfolger für David Culley entschieden. Neben Mike Tomlin von den Pittsburgh Steelers ist Smith in der kommenden Saison daher der einzige Afroamerikaner mit einem Cheftrainerposten in der National Football League. In der vergangenen Saison waren noch drei Cheftrainerstellen mit Schwarzen besetzt.

Auch die Headcoaches Robert Saleh (muslimischer Trainer der New York Jets), Ron Rivera (mexikanischstämmiger Amerikaner / Washington Commanders) und McDaniel (afroamerikanische Wurzeln / Miami Dolphins) gehören einer Minderheit an.

NFL reagiert auf Flores-Klage

Dabei hatte die NFL erst zuletzt noch Verbesserungen angekündigt. Die Ergebnisse der Bemühungen hin zu mehr Diversität seien in Bezug auf die Trainer "inakzeptabel", schrieb NFL-Commissioner Roger Goodell an die Teams. Jeder solle eine faire Chance erhalten und mit Respekt und Würde behandelt werden.

Damit reagierte er auf die Rassismus-Vorwürfe des Trainers Brian Flores. Der ehemalige Coach der Miami Dolphins hatte die NFL und drei Teams verklagt. Der 40-Jährige hatte das Team als erster Headcoach seit 2003 zu einer positiven Saisonbilanz geführt - und das sogar zweimal nacheinander. Dennoch wurde er nun von seinen Aufgaben entbunden.

Scheinvorstellungsgespräche angeprangert

Flores hatte Scheinvorstellungsgespräche mit Bewerbern ethnischer Minderheiten, Diskriminierung in Auswahlverfahren für Führungspositionen und generell systematischen Rassismus in der NFL angeprangert.

Flores nimmt sich neben seinem Ex-Klub auch die New York Giants und die Denver Broncos vor, bei denen er als Kandidat gehandelt worden war, den Job aber nicht bekam. Die hätten ihn lediglich zur Erfüllung der "Rooney-Rule", wonach auch Minderheiten bei der Vergabe von Führungspositionen in der NFL interviewt werden müssen, eingeladen. Dabei seien die Stellen vor seinen Vorstellungsgesprächen jeweils schon vergeben gewesen, wie er im Nachgang zufällig erfahren habe. 

Die "Rooney Rule" ist benannt nach dem ehemaligen Besitzer der Pittsburgh Steelers, Dan Rooney, und wurde 2003 eingeführt, nachdem zwei dunkelhäutige Trainer trotz guter Leistungen entlassen worden waren.

Keine Verbesserung

Flores heizte mit seiner Klage eine lange bestehende Debatte neu an. 70 Prozent aller Profis in der Liga sind schwarz. Im Verhältnis sind viel zu wenig Schwarze oder andere People of Color in der Liga in verantwortlichen Positionen. Die NFL sagt seit Jahren öffentlich, dass sie das ändern will und hat deswegen vor zwei Jahrzehnten eben jene Regel eingeführt, die Mannschaften zu Vorstellungsgesprächen von mindestens zwei Coaches mit Minderheiten-Hintergrund verpflichtet. Eine Besserung gibt es dadurch bisher aber nicht.

"Wie eine Plantage geführt"

Die NFL sei "in gewisser Weise rassistisch getrennt und wird wie eine Plantage geführt", heißt es in der Anklageschrift. "Die Besitzer schauen sich die Spiele aus ihren Luxuslogen in den Stadien an, während ihre mehrheitlich schwarzen Mitarbeiter jeden Sonntag ihren Körper aufs Spiel setzen, böse Schläge einstecken und heftige Verletzungen an Körper und Gehirn erleiden", wetterten Flores' Anwälte. Derweil würden die Liga und die Eigentümer der Teams mit dem Spektakel Millionen Dollar verdienen.

Es gäbe seit Jahren "Fakten und Statistiken", die Flores' Vorwürfe untermauern, erklärte Sportrechts-Professor Jeremi Duru. Beispielsweise hätten schwarze Trainer im Durchschnitt kürzere Amtszeiten als weiße, Schwarze würden nach erfolgreichen Spielzeiten öfter entlassen und es sei für sie schwieriger, einen zweiten Job zu bekommen, führte der Sportrechtler weiter aus.

Zusätzliche Draft Picks

Ein interessanter Aspekt der "Rooney Rule" ist die Tatsache, dass die NFL jene Teams belohnt, die Mitarbeiter einer Minderheit an andere Teams abgeben. Davon profitieren gerade die San Francisco 49ers. Deren ehemaliger Offensive Coordinator Mike McDaniel ist nun Trainer der Dolphins. Dieser Aufstieg dank der Ausbildung in Kalifornien beschert den 49ers zwei zusätzliche Draft Picks in der dritten Runde. Kritiker bemängeln, dass es wohl mehr Trainer von Minderheiten gebe, wenn die NFL eher deren Verpflichtung belohnen würde.