American Football European League of Football: Glanz und Schattenseiten

Stand: 27.09.2021 14:34 Uhr

Mit einem spannenden Finale und dem Titel für die Frankfurt Galaxy ist die erste Saison der European League of Football geendet. Nicht alle sind begeistert, aus der heimischem Liga hagelt es Kritik.

Natürlich war das erste Endspiel der European League of Football (ELF) nicht vergleichbar mit dem Super Bowl. Aber zumindest hatte es das Flair eines der größten Sportevents der Welt.

Die siegreichen Frankfurt Galaxy wuchteten nach einem am Ende dramatischen Sieg gegen die Hamburg Sea Devils standesgemäß einen gewaltigen Pokal hoch, ehe das Team im Konfetti- und Luftschlangen-Regen unterging. Ganz wie beim Super Bowl. Und auch sonst glich der Finaltag in Düsseldorf dem Vorbild aus der US-amerikanischen NFL.

Patrick Esume ist der prominenteste Kopf der ELF

Tausende Fans waren schon viele Stunden vor Kick-off zur Arena gekommen, um die beim American Football übliche Tailgaite-Party vor den Stadiontoren zu feiern. "Von der Begeisterung für diesen Sport in Europa und speziell in Deutschland war ich von Anfang an überzeugt", sagt ELF-Präsident Patrick Esume.

Der Hamburger hat früher selbst Football gespielt, zweimal den Word Bowl im ELF-Vorläufer NFL Europe gewonnen. Heute ist er vor allem als Fernsehmoderator in der Football-Szene bekannt, vor rund einem Jahr präsentierte er seine Pläne für die Gründung der European League of Football.

Esume ist der prominenteste Kopf hinter dem neuen Ligaformat, das mit sechs deutschen, einem polnischen und einem spanischen Team im Frühsommer in seine erste Saison gestartet ist. "Wenn man betrachtet, dass wir mitten in einer Pandemie, mit einer Fußball-EM und Olympischen Spielen begonnen haben, kann ich rundum zufrieden sein, auch wenn es Baustellen gibt, an denen wir arbeiten müssen", stellt Esume klar.

Tatsächlich gab es Licht und Schatten: Der Spielbetrieb in der ELF ging abgesehen von einigen organisatorischen Kleinigkeiten reibungslos über die Bühne. Dass der Sport viele Fans begeistern kann, verdeutlichte das Endspiel am Wochenende eindrucksvoll.

Das spielerische Niveau ist dabei noch ausbaufähig. "Im Vergleich zur NFL in den USA ist es so wie mit einem Roller bei der Tour de France anzutreten", sagt Esume und fügt an: "Aber wir sind die stärkste Liga in Europa." Auch das darf nach den Eindrücken dieser ersten Saison zumindest angezweifelt werden.

Zur kommenden Saison will die Liga expandieren. Düsseldorf Rhein Fire, dazu Teams aus Innsbruck und Wien werden im zweiten Jahr sicher mit dabei sein. Mindestens eine weitere Mannschaft aus dem europäischen Ausland soll darüber hinaus noch dazustoßen. "Wir hatten schon immer den europäischen Gedanken und den Wunsch, die Liga in Europa groß zu machen", erklärte Esume.

Ärger gibt es aber im eigenen Land. Denn nicht bei allen stößt die ELF auf Begeisterungsstürme. Bei der German Football League, der höchsten deutschen Spielklasse, fürchten sie eine Schwächung der bestehenden Strukturen.

Vorwurf: "ELF bedient sich an gemeinnützigen Strukturen"

"Die ELF bedient sich an vielen Stellen an den bestehenden gemeinnützigen Strukturen des organisierten Sports, um beim Aufbau ihrer rein kommerziellen Ligastruktur davon zu profitieren", erklärt Axel Streich, Ligavorstand der GFL. Sein konkreter Vorwurf: Daheim ausgebildete Spieler aus der höchsten deutschen Liga wechselten zu ELF-Teams, die deutschen Mannschaften werden dadurch geschwächt.

"Konkret konnten als direkte Folge drei GFL-Teams in diesem Jahr nicht am Spielbetrieb teilnehmen, weitere Standorte wurden stark geschwächt." Die perspektivische Sorge auf Verbandsseite: Die ELF könnte perspektivisch alle talentierten und etablierten Kräfte für ihre Liga abwerben, während die Mühen der Aufbauarbeit an der Basis auf den Verband abgewälzt werden.

Esume hält dagegen, verweist auf Jugendcamps, die die ELF organisiert habe, die Kinder dazu bewegen sollten, in Vereine einzutreten und die Basis zu stärken: "Ich glaube, dass viele Skeptiker positiv überrascht worden sind und uns anders betrachten", sagte der ELF-Präsident.

Axel Streich von der GFL widerspricht und stellt auch die Erfolgsbilanz der ELF in Frage: "Bislang können wir trotz der massiven Investitionen der ELF keinen Push für die Sportart American Football feststellen."

Das sehen Patrick Esume und seine Mitstreiter anders. Sie können den Start der zweiten Saison kaum erwarten.