Bilder zum Rennen in Sotschi

Großer Preis von Russland Hamilton nutzt Rosbergs Fehler

Stand: 12.10.2014 16:01 Uhr

Nico Rosberg hat bei der Russland-Premiere der Formel 1 trotz einer spektakulären Aufholjagd die nächste schmerzhafte Niederlage gegen Stallrivale Lewis Hamilton kassiert und verliert den WM-Titel immer mehr aus den Augen.

Nach einem verheerenden Bremsfehler in der ersten Runde betrieb der Mercedes-Pilot beim Sieg von Hamilton als Zweiter nur Schadensbegrenzung. Vor den Augen von Russlands Präsident Wladimir Putin sicherten sich die Silberpfeile zudem vorzeitig als erstes deutsches Team überhaupt die Konstrukteurs-WM. Während Hamilton (291 Punkte) eine Woche nach dem Horror-Crash von Jules Bianchi seine Titelambitionen mit dem vierten Sieg in Folge eindrucksvoll unterstrich, wuchs Rosbergs (274) Rückstand in der Gesamtwertung drei Rennen vor Schluss auf 17 Punkte.

Kompliment für den Konkurrenten

"Nico hat einen Super-Job gemacht", lobte Hamilton seinen Team-Konkurrenten unmittelbar nach dem Rennen. "Es war ein Super-Kampf und ich bin extrem stolz für unser Team, das hier Geschichte geschrieben hat." Auch Rosberg wirkte nicht unzufrieden: "Alle haben einen Top-Job gemacht. Es war mein Fehler am Anfang, da dachte ich schon, dass das Rennen für mich gelaufen ist. Aber danach lief es wirklich optimal, deshalb ist die Hälfte von mir auch echt happy. Die Reifen haben nach dem Stopp das ganze Rennen gehalten und dass mein Team hier schon den Konstrukteurs-Titel klar gemacht hat, ist Wahnsinn."

Nach einem wilden Bremsmanöver bei knapp 300 km/h musste der Wiesbadener schon nach einer Runde mit einem Bremsplatten an die Box - er hatte sich die Reifen ruiniert und fiel zunächst ans Ende des Feldes zurück. Trotzdem sicherte sich Mercedes, das den neunten Doppelsieg der Saison feierte, den ersten wichtigen Titel und löste Sebastian Vettels Red-Bull-Rennstall nach vier Jahren als bestes Team ab. Der viermalige Weltmeister Vettel, der 2015 angeblich zu Ferrari wechseln soll, landete auf seiner Abschiedstour nach einer durchwachsenen Vorstellung auf Rang acht. Dritter hinter den Silberpfeilen wurde Valtteri Bottas im Williams.

Von Platz 20 auf zwei

Rosberg war kurz nach dem Start zwar kurz an Hamilton vorbeigezogen, doch durch den Patzer mit anschließendem Boxenstopp wurde er bis auf Rang 20 durchgereicht. Während Hamilton auf dem nagelneuen Kurs in Sotschis Olympiapark an der Spitze souverän seine Runden abspulte, musste sich Rosberg mühsam nach vorne arbeiten. Rosberg hatte die Vorgabe, reifenschonend zu fahren, um nicht ein zweites Mal an die Box kommen zu müssen - 20 Runden vor Schluss war der 29-Jährige nach einer starken Aufholjagd dennoch zurück auf Rang zwei.

Vor den abschließenden Rennen in den USA, Brasilien und Abu Dhabi ist Hamilton, Champion von 2008, der klare Favorit. "Ich will diesen Titel unbedingt", hatte er vor dem Start in Sotschi gesagt. Mit seiner kontrollierten aber trotzdem aggressiven Fahrweise verlieh er seinen Worten Nachdruck. Es scheint momentan niemand in der Lage zu sein, mit ihm auf der Strecke Schritt zu halten.

Wollf schaut schon aufs nächste Jahr

Mercedes-Rennsportchef Toto Wolff war nach dem Rennen überglücklich, kündigte aber an: "Wir werden knallhart weiter arbeiten." Und wie eine Drohung an die anderen Rennställe klang auch dieser Satz: "Wir können jetzt auch schon ein wenig auf das nächste Jahr schauen."

Nico Hülkenberg im Force India wurde nur Zwölfter, auch Adrian Sutil (Sauber) verpasste als 16. ebenfalls deutlich die Punkte. Bei perfekten Bedingungen mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von 22 Grad drückte das Schicksal des in der Vorwoche schwer verunglückten Marussia-Piloten Jules Bianchi weiter auf die Stimmung. Alle Fahrer gingen am Schwarzen Meer mit Grußbotschaften an Helm oder Auto auf die Jagd nach WM-Punkten.

Anteilnahme am Bianchi-Schicksal

Unmittelbar vor dem Start hatte das gesamte Fahrerfeld mit einer gemeinsamen Aktion seine Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. Die 21 Piloten standen in einer Kreisformation zusammen. Außerdem stand auf der Zielgeraden in großen Buchstaben "Jules we are all supporting you" ("Jules, wir alle unterstützen Dich") geschrieben. Bianchis Marussia-Team hatte auf den Einsatz eines zweites Autos verzichtet und schickte lediglich Max Chilton auf die Strecke. "Wir sind in Gedanken voll und ganz bei Jules, auch wenn wir hier einen Job zu machen haben", sagte Rosberg. Der Franzose Bianchi hatte sich bei dem Unfall, bei dem er unter ein Abschleppfahrzeug gerast war, schwerste Kopfverletzungen zugezogen und kämpft in einer Klinik in Japan weiter um sein Leben.